In den letzten 50 Jahren ging die Zahl der Wirbeltierbestände dramatisch zurück. Um ganze 69 % verkleinerte sich der Bestand auf der gesamten Welt.
Nur noch rund ein Drittel bleibt übrig
Die Umweltstiftung WWF und die Zoologische Gesellschaft London untersuchten zwischen den Jahren 1970 und 2018 über 31.000 Populationen wildlebender Wirbeltiere. Dabei wurden etwa 5.230 verschiedene Tierarten beobachtet. Unter anderem Vögel, Amphibien, Reptilien und Säugetiere. In einem Report veröffentlichten die Wissenschaftler ihre Daten.
Die Populationen der beobachteten Tiere sind im Durchschnitt um 69 % geschrumpft. Dabei stechen die Entwicklungen der Flachlandgorilla-Populationen heraus. Im Nki-Nationalpark in Kamerun sank die Anzahl der Tiere innerhalb von nur 14 Jahren um unglaubliche 69 %. Die Gründe für das Sterben der Tiere sind wie so häufig uns Menschen geschuldet. Der Klimawandel, Waldrodungen und Umweltverschmutzungen machen den Tieren in der Natur zu schaffen. Christoph Heinrich, geschäftsführender Vorstand des WWF Deutschland äußert sich in dem Report der WWF deutlich:
Unsere Gesundheit, Wirtschaft, ja unsere gesamte Existenz hängt von der Natur ab. Sie ist wie ein Turm, in dem jeder Baustein eine Tier- oder Pflanzenart darstellt. Je mehr Steine aus dem Turm herausgeschlagen werden, sprich je mehr Arten aussterben, umso instabiler wird er. Der Living Planet Index zeigt: Wir zerstören diesen Turm gerade mit dem Presslufthammer und verlieren sehenden Auges unsere Lebensgrundlagen. Unsere Fehler im Umgang mit der Natur werden Generationen nach uns auf ewig belasten.
Tiere im Süßgewässer sind besonders betroffen
Aus den Berichten der Wissenschaftler geht ebenfalls hervor, dass besonders die Tiere, die in Süßgewässern leben, von dem Rückgang betroffen sind. Die Populationen des Amazonasdelfins etwa, welcher in Brasilien lebt, sind den Jahren zwischen 1994 und 2016 um 65 % zurückgegangen. Insgesamt ist die Anzahl der Tiere in Süßgewässern durchschnittlich um 83 % gesunken. „Geographischer Hotspot des Artensterbens ist Süd- und Zentralamerika, dort sind die untersuchten Tierbestände mit durchschnittlich 94 Prozent besonders stark geschrumpft“, so die Forscher weiter.
Die Autoren gehen in ihrem Bericht davon aus, dass sich die Populationen der Tiere in den nächsten 80 Jahren weiter dramatisch reduzieren werden. Der Grund dafür sei hauptsächlich die Erderwärmung. „Bei einer globalen Erderhitzung um 1,5 Grad liegt der Anteil der Arten mit hohem Aussterberisiko durch die Klimakrise bei vier Prozent.“ so Heinrich. Entsprechend wichtig sei es, sofort zu handeln: „Wenn wir so weitermachen wie bisher, drohen wir im Kampf gegen die Klimakrise unsere beste Verbündete zu verlieren: die Natur.“
Gleichzeitig entsteht mit dem Artensterben eine Wechselwirkung mit dem Klimawandel. Sollte das Aussterben der Tiere weiter voranschreiten, wird weniger Kohlenstoff aus der Atmosphäre aufgenommen. Das wiederum würde den Klimawandel weiter vorantreiben. Dieses Phänomen ist bereits bei den afrikanischen Waldelefanten zu beobachten. Der Bestand der Tiere ist in den vergangenen Jahren um 90 % zurückgegangen. Der Wald, in dem die Tiere einst lebten, verändert sich bereits spürbar.
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