An küstennahen Gebieten und in Häfen kommen häufig künstliche Dämme zum Einsatz, mit welchen zahlreiche Meerestiere nicht zurechtkommen. Eine Folge hiervon ist eine geringere Artenvielfalt. Ein internationales Forschungsteam von Meeresökologen entwickelte nun spezielle Spaltbetonfliesen aus dem 3D-Drucker, welche die Meeresbewohner als Lebensraum nutzen können.
Einige Lebewesen wie Schnecken und Seepocken siedeln sich bevorzugt in Küstennähe an, vor allem in kleinen Spalten und Nischen. Künstlich angelegte Uferdämme, Deiche, Hafenbecken und derlei mehr bestehen hingegen aus flachen Betonflächen, die zahlreichen Arten keinerlei Schutz bieten. Dies, so die Forscher unter der Leitung von Kenneth Leung Mei-yee des State Key Laboratory für Meeresverschmutzung, führe dazu, dass sowohl die Artenvielfalt, als auch die Anzahl kleinster Lebewesen zurückgehe. Die eigens entwickelten Fliesen aus dem 3D-Drucker könnten Einhalt gebieten.
An 27 Standorten in 14 Häfen brachten die Wissenschaftler die Fliesen an Hafenmauern an – unter anderem in Hongkong, Sydney und London. Über ein Jahr hinweg untersuchten sie, wie der künstlich geschaffene Lebensraum von den Meerestieren angenommen wird.
Positiver Effekt
In der Erhebung konnten die Forscher einen positiven Effekt auf die Vielfalt der wirbellosen Meeresbewohner feststellen. Die Zunahme der Meeresspezies schlug mit 19 bis 51 Prozent zu Buche. Insbesondere die Spalten der Fliesen boten den Kleinsttieren Schutz – hierin befanden sich teilweise doppelt so viele Arten, wie auf den freiliegenden und flachen Abschnitten.
„Die Ergebnisse unserer Studie zeigen deutlich, dass wir die biologische Vielfalt der Meere an Ufermauern effektiv verbessern können, indem wir die Komplexität der Lebensräume durch Öko-Engineering erhöhen“, wie die Studienautoren betonen.
Kritischer Zustand
Auch die Artenvielfalt in der Nord- und Ostsee befindet sich in großer Gefahr. Das Bundesamt für Naturschutz schätzt, dass dort rund ein Drittel der Meeresbewohner gefährdet sind. Auch die Gefährdung anderer Meere ist Wissenschaftlern und politischen Entscheidungsträger bereits seit längerem bewusst. Im Jahr 2008 vereinbarte die Europäische Union eine Rahmenrichtlinie, um einen „guten Umweltzustand“ der Meere zu erreichen. Jenes Ziel wurde allerdings mitnichten erreicht, wie Thilo Maack, seines Zeichens Greenpeace-Experte und Sachverständiger im Umweltausschuss, konstatiert: „Die Biodiversität in den Meeren befindet sich in einer historischen Krise“.
Das Schaffen neuen Lebensraums durch spezielle Spaltbetonfliesen aus dem 3D-Drucker könnte insbesondere Kleinstlebewesen zugutekommen, und somit auch für das gesamte Ökosystem förderlich sein. Nichtsdestotrotz setzten auch weitere Probleme dem maritimen Raum zu. Die Fischerei, die Überdüngung der Meere, der Klimawandel sowie der immense Plastikmüll wirken sich mitunter ungünstig auf unterschiedliche Lebensbedingungen aus. Dies führt vor Augen, dass zahlreiche Maßnahmen vonnöten sind, um dem Artensterben vorzubeugen.