Die Maßnahmen im Angesicht der Corona-Krise sorgen weltweit für kontroverse Diskussionen. Oxford-Wissenschaftler untersuchten nun die Auswirkungen der staatlichen Eingriffe in 41 Ländern.
Bei der Erhebung trat zutage, dass die Schließung aller Geschäfte nur einen mäßigen Effekt hat. Auch Einrichtungen wie Fitnessstudios, Kinos und Nachtclubs seien keine maßgeblichen Infektionstreiber. Die Untersuchung zeigt, dass vor allem Schulschließungen und Versammlungsverbote gegen die Corona-Ausbreitung helfen.
Insgesamt seien die Länder keinesfalls machtlos, so die Autoren der im Fachmagazin „Science“ erschienenen Studie. Diese äußern, dass die Reproduktionszahl R ohne staatliche Eingriffe bei 3,3 läge. Eine Ausbreitung ließe sich allerdings nur mit einem Wert unterhalb von 1 stoppen. Der Wert gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter im Schnitt ansteckt. Allerdings scheinen die Effekte unterschiedlicher Maßnahmen stark zu variieren.
Effektivste Mittel
Bei der Untersuchung der Maßnahmen von 41 Staaten zeigte sich, dass das Schließen von Bildungseinrichtungen sowie das Beschränken von Treffen auf maximal 10 Personen am hilfreichsten ist.
Die Wissenschaftler verwendeten die Fallzahlen sowie die Anzahl der an Covid-19 Verstorbenen und griffen hierbei auf die Daten der Johns Hopkins University zurück. Diese Daten setzten sie über ein Computermodell in Beziehung zu einzelnen Maßnahmen. Die Effektivität der Maßnahmen maßen sie über die Veränderung der Reproduktionszahl R. Die Tatsache, dass die Länder einzelne Maßnahmen zu unterschiedlichen Zeitpunkten veranlassten, half ihnen dabei, den Effekt zu berechnen. „Wenn alle Länder am selben Tag die gleichen nicht-pharmazeutischen Eingriffe vornehmen würden, wäre die individuelle Wirkung jedes nicht-pharmazeutischen Eingriffs nicht erkennbar“, wie die Autoren der Studie konstatieren.
Virologe Christian Drosten äußerte sich indes auf Twitter zu den Schlussfolgerungen der Oxford-Studie. Er nehme zur Kenntnis, dass Schulschließungen einen starken Effekt hätten, gibt allerdings gleichzeitig auch zu bedenken, dass es Studien gebe, die diesen Effekt nicht nachweisen konnten.
Wirkung der Maßnahmen
Wurden Versammlungen von mehr als neun Personen verboten, so sank die Reproduktionszahl im Durchschnitt um 34 Prozent. Die Schließung von Schulen und Universitäten verringerte die Zahl sogar um 38 Prozent. Einrichtungen wie Restaurants, Clubs, Bars, Fitnessstudios und Kinos fassten die Forscher unter dem Begriff „face-to-face-businesses“ zusammen. Im Falle der Schließung solcher Örtlichkeiten sank der R-Wert im Mittel allerdings lediglich um 18 Prozent. Am wenigsten Einfluss auf den Wert hatten hingegen Verordnungen und Appelle, die darauf abzielten, dass die Bürger das Haus nicht verlassen sollen.
Insgesamt macht die Studie deutlich, dass alle Maßnahmen den Reproduktionswert senken konnten. Allerdings unterscheiden sich diese erheblich in ihrer Effektivität. Angesichts dessen stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit einzelner Schließungen womöglich mehr denn je.