Die meisten Babyflaschen sind aus Polypropylen-Kunststoff. Diese werden eigentlich umfassend auf Schadstoffe geprüft. Wissenschaftler vom Trinity College Dublin fanden nun heraus, dass Säuglinge, welche mit Flaschen gefüttert werden, täglich rund 1,6 Millionen Mikroplastikpartikeln ausgesetzt sind. Die Ergebnisse präsentieren die Forscher im Fachmagazin „Nature Foods“.
Demnach werden durch Wärme sowie Schütteln millionenfach winzige Partikel aus den Flaschen herausgespült. Der Erhebung zufolge nehmen Säuglinge auf diesem Wege große Mengen an winzigen Plastikpartikeln zu sich, sogenanntes Mikro- und Nanoplastik. Die Forscher schätzen, dass die Kinder hierdurch im Mittel zwischen ein und zwei Millionen Plastikartikel aufnehmen – täglich, wohlgemerkt. Zwar nehmen auch Erwachsene jene Partikel über die Nahrung hinweg auf. Allerdings sollen es hier nur rund 600 Partikel pro Tag sein, wie eine Studie aus dem Jahr 2019 zu Tage brachte.
Die Flaschen sollen das Mikroplastik vor allem dann freigeben, wenn sie mit heißen Flüssigkeiten in Kontakt kommen. Dies geschieht jedoch in den allermeisten Fällen zwangsläufig, da die offizielle Empfehlung für sichere Säuglingsnahrung lautet, dass die Babynahrung mit rund 70 Grad heißem Wasser angemischt werden sollte.
Im Rahmen der Studie füllten die Forscher 70 Grad heißes Wasser in die Flaschen, schüttelten diese 60 Sekunden und filterten anschließend den Inhalt durch eine feine Membran. Mittels der Raman-Spektroskopie zählten sie anschließend sowohl Anzahl als auch Größe der herausgefilterten Partikel.
Auswirkungen schwer abschätzbar
Allerdings gelten die Auswirkungen der Mikroplastikpartikel auf den Menschen als ungewiss. Philipp Schwabl von der Uniklinik Wien äußerte, dass die Resultate alarmierend klingen würden. Nichtsdestotrotz gelte es nichts zu überstürzen, da die gesundheitlichen Folgen solcher Mengen noch geklärt werden müssten. Die Forscher des Trinity Colleges betonen indes, dass die Mikropartikel möglicherweise zu Störungen der Darmflora oder des Fettstoffwechsels führen könnten. Zudem bestehe sogar die Möglichkeit, dass die winzigen Teilchen die Blut-Hirn-Schranke passieren, was letztlich das Gehirn beeinflussen könnte.
Albert Braeuning vom Bundesinstitut für Risikobewertung zeigt sich ob der Ergebnisse wenig überrascht. Auch er betont, dass hinsichtlich der gesundheitlichen Auswirkungen noch kaum Daten vorlägen. Allerdings sei, so seine Argumentation, „nicht davon auszugehen, dass von Mikroplastik-Partikeln in Lebensmitteln gesundheitliche Risiken für den Menschen ausgehen“.
Auf Nummer sicher
Trotz eines weiteren Forschungsbedarfs empfehlen die Studienautoren der jüngst veröffentlichten Erhebung, Vorsichtsmaßnahmen einzuleiten. So sollten die Babyflaschen möglichst wenig thermischer und mechanischer Belastung ausgesetzt – wenig geschüttelt und kaum erhitzt – werden. Stattdessen empfehlen sie, fertige und bereits abgekühlte Kost in die Flaschen zu füllen. Die Reinigung der Flaschen sei zwar wichtig, allerdings sollten diese danach mehrmals mit kühlerem Wasser ausgespült werden. Braeuning vom Bundesinstitut für Risikobewertung ergänzt, dass auch Glasflaschen eine sinnvolle Alternative sein könnten.