Der Weltklimarat geht davon aus, dass 21 bis 37 Prozent der weltweiten Treibhausgase der Lebensmittelproduktion zuzuschreiben sind. Aus einer kürzlich im Magazin „Science“ veröffentlichten Erhebung geht indes hervor, dass das Erreichen der Pariser Klimaziele nur möglich ist, wenn es bei der Produktion und dem Konsum von Lebensmitteln einen Wandel gibt, so die Studienautoren.
Die Forscher äußern, dass der CO2-Ausstoß erheblich gesenkt werden müsse. Derzeit würden bei der Nahrungsmittelproduktion so viele Treibhausgase ausgestoßen, dass schon alleine deshalb das 1,5 Grad-Klimaziel verfehlt werde. Nach dem Forscherteam rund um David Tilman gehören Landwirtschaft und Ernährung zu den massiven Treibern des Klimawandels. Neben CO2 fallen hierbei auch Emissionen von Methan und Lachgas an, beispielsweise durch Viehaltung und Düngemitteleinsatz.
Die Wissenschaftler untersuchten, wie sich die Emissionen bei der Nahrungsmittelproduktion weiterentwickeln, wenn an der gängigen Praxis nichts verändert wird. Bei der Modellrechnung berücksichtigten sie auch Faktoren wie das Bevölkerungswachstum, Steigerungen der Ernteerträge sowie Verluste durch Lebensmittelverschwendung. Das Ergebnis führe vor Augen, dass es so nicht weitergehen könne, sofern man es mit den klimapolitischen Zielen ernst meint.
Notwendige Maßnahmen
Folgt man den Studienautoren, dann bestehen die größten Chancen zur Reduzierung der Emissionen darin, verstärkt auf eine pflanzenbasierte Ernährung zu setzen. Tierische Produkte wie Milch, Fleisch und Eier sollten im Gegenzug seltener konsumiert werden. Neben diesem Aspekt sei es sinnvoll, die Effizienz in der landwirtschaftlichen Produktion weiter zu steigern.
Eine Kommission aus 19 Forscherinnen und Forschern veröffentlichte im vergangenen Jahr einen Speiseplan, der gleichzeitig gesund und ressourcenschonend ist. Zu der Vereinigung zählen unter anderem Wissenschaftler der Harvard University und des Stockholm Resilience Centers. Dieser „Planetary Health Diet“ zufolge müssten 35 Prozent des täglichen Kalorienbedarfs durch Vollkornprodukte und Knollen gedeckt werden. Neben 500 Gramm Obst und Gemüse sowie 250 Gramm Milchprodukte sind hierbei lediglich 14 Gramm rotes Fleisch, 29 Gramm Geflügel, 13 Gramm Eier sowie 28 Gramm Fisch vorgesehen. Bei einer weltweiten Einhaltung des Ernährungsplans würde es keine Mangelernährung geben, und gleichzeitig gäbe es jährlich etwa 11 Millionen vorzeitige Todesfälle weniger. Auch der CO2-Fußabdruck könnte dadurch verringert werden, so die Kommission.
Kontroverse Einschätzung
Die meisten Wissenschaftler sind sich darin einig, dass ein Übermaß an Fleischproduktion- und Konsum aus klimatechnischer Hinsicht problematisch ist. Nichtsdestotrotz gibt es auch Stimmen, die dem widersprechen. So behauptet Frank Mitloehner, seines Zeichens Agrarwissenschaftler an der University of California, dass die Emissionen der US-Tierfarmen nur für rund 4 Prozent der Treibhausgasmenge in den USA verantwortlich sind. Zwar wurde er mit dieser Aussage von der wissenschaftlichen Gemeinschaft mitunter stark kritisiert. Dennoch gibt es bei den Schätzungen große Unterschiede.
Je nach Wertschöpfungsprozess erhält man für Rindfleisch Werte zwischen 11 und 110 Kilogramm CO2-Äquivalente pro Kilogramm.
Ungeachtet der großen Differenzen bei den Ökobilanzen einzelner Lebensmittel zeigen Metastudien, dass pflanzliche Nahrungsmittel einen kleineren Klimafußabdruck hinterlassen, als tierische Produkte. Einsparpotenziale können einerseits auf Herstellerseite erwirkt werden. Andererseits haben auch die Konsumenten mit ihren Kaufentscheidungen einen großen Einfluss.