Forscher machten in der Sahara und Sahel mittels Künstlicher Intelligenz (KI) sowie hochauflösenden Satellitenbildern mehr als 1,8 Milliarden Bäume ausfindig. Bisher wurde angenommen, dass es in jenen Gebieten weitaus weniger Bäume gibt. Ein internationales Team aus Wissenschaftlern analysierte eine Fläche von 1,3 Millionen Quadratkilometern auf den Baumbestand, die Studie wurde im Fachblatt „Nature“ veröffentlicht.
Ein Algorithmus untersuchte 11.000 Satellitenbilder mit einer Auflösung von einem halben Meter. Die Forscher identifizierten zuvor händisch Bäume auf jenen Bildern und trainierten den Algorithmus. Das Team von der Universität Kopenhagen zeigt sich überrascht ob der hohen Baumdichte. Zum Rand der Wüste konnten mehr Bäume lokalisiert werden, doch auch inmitten den trockensten Wüstengebieten seien mehr Bäume, als zunächst angenommen. Die große Anzahl dieser stellt das Narrativ von der Ausbreitung der Wüsten in Trockengebieten in Frage.
Die Forscher betonen, dass isolierte Bäume inmitten von Wüsten eine immense Bedeutung für Tiere und den Wasserhaushalt in trockenen Ökosystemen haben. Jene angewandte Methode, welche sich der Künstlichen Intelligenz bedient, könne derartige Effekte besser und systematischer erforschen.
Große Fortschritte
Die Studienautoren sind der Auffassung, dass jene Kartierung in der Vergangenheit nur schwerlich möglich gewesen sei. Zum einen weil die Auflösung normaler Sattelitenbilder dies erschwere, zum anderen weil die Auswertung ein enormer Aufwand sei. Bei der Studie wirkten auch Mitarbeiter der US-Raumfahrtbehörde Nasa mit. Die hohe Auflösung der Bilder machte es möglich, Bäume ab einer Kronenabdeckung von drei Quadratmetern zu erkennen und von Büschen oder anderer Vegetation zu unterscheiden.
„Dies wird eine robuste Grundlage zum Verständnis sowohl von trockenen Ökosystemen bieten als auch zur Rolle des Menschen und des Klimawandels bei der Verteilung der Bäume“, wie die Forscher schreiben. Folgeerhebungen dieser Art könnten künftig sogar zu besseren politischen Entscheidungen beitragen. Wissenschaftler der New Mexico State University betonen indes, dass noch nie zuvor Bäume auf einem solchen Detailniveau auf so großer Fläche kartiert worden seien. Dies, so die Ausführungen, werde „zweifellos grundlegend verändern, wie wir weltweite terrestrische Ökosysteme beobachten, modellieren und handhaben“.
Geographische Unterschiede
Die Studie macht deutlich, wie die Baumabdeckung vom Norden bis zum weniger trockenen Süden zunimmt. In den Sahara-Arealen stehen demzufolge durchschnittlich 0,7 Bäume pro Hektar. In den ariden und semi-ariden Zonen steige die Zahl pro Hektar auf 10 und 30 Bäume, die bis zu 6 Prozent der Fläche bedecken. Im Süden des Areals sind es sogar bis zu 47 Bäume pro Hektar.
Zahlreiche Wissenschaftler und Organisationen wie die Welthungerhilfe fürchten die Folgen der Ausbreitung der Sahara. Um diese Ausdehnung zu stoppen, wurde bereits im Jahr 2007 das Projekt der „Great Green Wall“ ins Leben gerufen. Eine bis zu 7.775 Kilometer lange Barriere aus Bäumen soll nicht zuletzt die Wirkungen des Klimawandels auf die Sahelzone abfedern.