Wie die Ägypter ihre Toten einbalsamierten, fasziniert Menschen seit der Entdeckung der antiken Grabmäler der Pharaonen. Dabei ist bis heute nicht schlüssig geklärt, wie genau der herausragende chemische und rituelle Prozess in der Praxis durchgeführt wurde.
Archäologen veröffentlichten nun wissenschaftliche Funde zu den im alten Ägypten verwendeten Ölen, die zur Balsamierung der Toten gedient haben sollen. Dabei entdeckten die Forscher, dass einige Produkte wohl nicht aus der Nil-Region stammten.
Cocktail aus Ölen und anderen Substanzen
Die alten Ägypter entwickelten die herausragende Fähigkeit, den menschlichen Körper nach dem Tod vor Verwesung oder Zerstörung zu schützen. Sie glaubten, dass die Verwesung des Leichnams ein physisches Hindernis für das Erreichen des Jenseits darstellte und wendeten über Jahrhunderte eine ausgefeilte Technik mit bestimmten Substanzen an, um die Körper haltbar zu machen.
Die Studie, die am 1. Februar 2023 im Nature Fachmagazin erschien, integriert archäologische, philologische und organische Rückstandsanalysen und wirft ein neues Licht auf die Praxis und Wirtschaftlichkeit der Einbalsamierung. Dabei zeigt eine erstaunliche Entdeckung, dass einige der Balsamier-Flüssigkeiten wohl aus Südostasien und afrikanischen Regenwäldern stammen könnten.
Mithilfe spezieller Analysen konnten die Forscher spezifische Mischungen von duftenden oder antiseptischen Ölen, Teeren und Harzen identifizieren, die zur Einbalsamierung des Kopfes und zur Behandlung der Umhüllungen verwendet wurden. Dazu wurden organische Rückstände auf den Mumien und in Balsamierungsgefäßen analysiert.
Balsamierung nach dem Tod: Schutz der Körper vor Verwesung
„Die ägyptische Mumifizierung basierte auf dem Fernhandel und förderte diesen, einschließlich Importen aus dem Mittelmeerraum sowie aus asiatischen und möglicherweise afrikanischen Regenwaldregionen“, so Archäologin Maxime Rageot. In einem wichtigen Fund entdeckte ein Team aus Ägyptologen eine Werkstatt, in der Tote mumifiziert worden seien. Das Team um Rageot analysierte dabei den organischen Inhalt von 31 Keramikgefäßen aus der Einbalsamierungswerkstatt, die kürzlich in Saqqara freigelegt wurde.
„Darüber hinaus zeigen wir, dass in Saqqara antiu und sefet – die aus antiken Texten gut bekannt sind und üblicherweise mit ‚Myrrhe‘ oder ‚Weihrauch‘ und ‚heiliges Öl‘ übersetzt werden – eine Mischung aus Nadelölen oder Teeren bzw. eine Salbe mit pflanzlichen Zusätzen bezeichnen“, erklären die Forscher das komplizierte Verfahren der Ägypter.
Dabei wurden die Gehirne und alle inneren Organe entfernt und dem Körper wurden sämtliche Flüssigkeiten entzogen. Anschließend seien die Leichen mit verschiedenen Balsamier-Flüssigkeiten, wie den beschriebenen Ölen und Harzen eingerieben worden. Dieses Konservierungsverfahren, das bis zu 70 Tage dauern konnte, gewährleistete die Umwandlung eines verletzlichen Körpers in eine haltbare Mumie und ist ein weltweit einzigartig Verfahren.
Die Identifizierung nicht-lokaler organischer Substanzen ermöglicht auch die Rekonstruktion von Handelsnetzwerken der Antike, die die altägyptischen Menschen mit den für die Mumifizierung erforderlichen Substanzen versorgten. Diese umfangreiche Nachfrage nach ausländischen Produkten soll den Handel innerhalb des Mittelmeerraums gefördert haben.