In den vergangenen 500 Jahrhunderten wanderten Europäer in die ganze Welt aus. Die Migrations- aber vor allem Kolonialgeschichte kann man anhand zahlreicher Schriften und Artefakte nachvollziehen. Dies ist Forschern nun auch mit der DNA unserer Vorfahren gelungen. Sie konnten die Verwandtschaftsverhältnisse von 13 Millionen Menschen nachzeichnen und haben damit den größten Stammbaum der Welt erstellt. Vor allem Menschen aus Europa und Nordamerika sind nicht nur kulturell, sondern auch genetisch eng miteinander verbunden. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie nun in der Fachzeitschrift „Science“.
Stammbaum nur durch die Hilfe von Amateur-Ahnenforschern möglich
„Das ist ein spannender Moment für Citizen Science“, sagt die Bevölkerungsforscherin Malinda Mills aus Oxford über das Forschungsprojekt. „Es zeigt, wie Millionen ganz normaler Leute als begeisterte Ahnenforscher in der Wissenschaft etwas bewirken können.“ Denn für den größten Stammbaum der Welt analysierten Forscher des New Yorker Genome Center 86 Millionen Personenprofile der Website Geni.com. Eine Datenbank, die überwiegend von Hobby-Ahnenforschern angelegt wurde. Hier kann sich jeder, der sich für den eigenen Stammbaum interessiert, mithilfe eines DNA-Tests ein eigenes Profil erstellen. Der Abgleich mit anderen Profilen gibt Auskunft über die eigenen ethnischen Ursprünge. Die Ahnengeschichte ist teilweise über viele Generationen nachvollziehen. Das haben sich die Wissenschaftler nun zunutze gemacht. Durchschnittlich elf Generationen ließen sich so zurückverfolgen. So ließen sich auch Auswanderung von Europa nach Amerika nachzeichnen.
Unsere Gene sind für die Lebensdauer kaum von Bedeutung
Eines der vielleicht spannendsten Ergebnisse war, dass Gene nur einen geringen Einfluss darauf haben, wie lange wir leben. Dafür wurden Daten von drei Millionen Verwandten verglichen. Das umfasste alle zwischen 1600 und 1910 Geborenen, die älter als 30 Jahre alt wurden. Die Ergebnisse widersprechen der bisherigen Annahme, dass genetische Veranlagung zu 15 bis 30 Prozent über die Lebensdauer bestimmt. Denn ein Vergleich der Daten aller Familienmitglieder konnte nur in 16 Prozent der Fälle einen Einfluss der Gene feststellen. Daraus schlussfolgern die Forscher, dass bei einer guten genetischen Veranlagung die Lebensdauer lediglich um fünf Jahre verlängert wird. Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, welchen Einfluss andere Faktoren auf die Sterblichkeit nehmen, gibt Co-Autor Yaniv Erlich zu bedenken. „Andere Studien haben gezeigt, dass Rauchen zehn Jahre Lebenszeit kosten kann. Das heißt, manche Lebensentscheidungen fallen mehr ins Gewicht als die Gene.“
Interessante Einblicke das Liebesleben der Ahnen
Mit mathematischen Theorien und Rechenprogrammen verarbeitete das Forscherteam um Joanna Kaplanis Geburts-, Heirats- und Sterbedaten sowie -orte und konnte weitere interessante Erkenntnisse sammeln. Während sich Ehepartner in der vorindustriellen Zeit noch im Umkreis von zehn Kilometern fanden, vergrößerte sich der Radius mit zunehmender Industrialisierung auf 100 Kilometer. Die Wissenschaftler bringen dies mit der Entwicklung neuer Transportmittel, wie der Eisenbahn, in Verbindung. Es zeigte sich außerdem, dass Eheschließungen innerhalb der Familie erst ab circa 1850 abnahmen. Auch hier sehen die Forscher die zunehmende Mobilität aber auch kulturelle Entwicklungen als Ursachen. Auch die Migration der letzten 300 Jahre ließ sich nachvollziehen. Frauen zogen demnach häufiger um, wobei Männer, wenn sie umsiedelten, weiter reisten. Interessant sind diese Erkenntnisse auch hinsichtlich der Verwandtschaftsbeziehungen bei Ehepaaren. Denn auch wenn die Geburtsorte der Verheirateten weiter auseinanderlagen, vergrößerte sich der Verwandtschaftsgrad nicht, entgegen aller Vermutungen wurde er sogar kleiner. „Während dieser Zeit heirateten sie weiterhin enge Verwandte, trotz der größer werdenden Distanz“, heißt es dazu in der Studie. Erst einige Jahrzehnte, nachdem das Reisen durch Flugzeuge, Züge und Autos immer einfacher wurde, vergrößerten sich auch die Entfernungen im genetischen Material.
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