Die Haltung von Exoten wie Schlangen oder Echsen ist in unseren Breitengraden nicht so einfach, wie vielen Menschen denken. Für eine artgerechte Haltung ist Wissen und Verantwortungsgefühl notwendig. Wie gut werden exotische Haustiere in Deutschland gehalten? Im Rahmen einer Studie wurde dies nun untersucht. Das Ergebnis ist ernüchternd und macht deutlich: Es besteht Handlungsbedarf durch den Gesetzgeber.
Guter Wille aber wenig Wissen
In der Regel steckt hinter Haltungsfehlern von exotischen Haustieren keine schlechte Absicht. Die Studie ergab, dass die Tierfreunde zwar gute Absichten haben, es häufig aber an Informationen zu einer korrekten Haltung fehlt.
Das beginnt bei Tieren wie dem Graupapagei, der durch Vereinsamung krank werden kann, und deshlab nicht allein gehalten werden sollte. Oder Reptilien, die aufgrund falscher Ernährung krank werden. Ungenügendes Wissen ist ein flächendeckendes Problem in Deutschland, das zeigten die Forscher der Universität Leipzig mit ihrer Studie deutlich. Die groß angelegte „EXOPET“ Studie wurde dafür von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung gefördert. Mit einer Online-Befragung sammelten sie deutschlandweit relevante Daten von Tierärzten, Tierhaltern, Tierheimen und Händlern. Zusätzlich wurden Geschäfte und Tierbörsen mit Lebendtierverkauf begutachtet.
Erhebliche Missstände zeichnen sich ab
Die Ergebnisse der Studie sind bedrückend, denn sie zeigen auf, wie weit verbreitet die falsche Haltung und daraus folgende Erkrankungen und Missstände in Deutschland sind. „Die Angaben der spezialisierten praktischen Tierärzte decken sich dabei mit den Haltungsfehlern, die über die Befragung der Tierhalter eruiert wurden“, erklärt Wissenschaftlerin Maria-Elisabeth Krautwald-Junghanns von der Universität Leipzig. Auch die Analyse von Internetforen zur Haltung von Exoten zeigte deutlich, wie groß der Informationsbedarf zu einer art- und verhaltensgerechten Haltung ist. Die Ergebnisse beziehen sich dabei nicht nur auf die Haltung anspruchsvoller Arten. Bereits über die vergleichsweise leichte Haltung einiger Tierarten sei nur wenig bekannt, woraus deutliche Haltungsdefizite resultieren können.
Mehr Informationen über Exoten
Doch die Tiere leiden durch die Unwissenheit ihrer Halter nicht nur unter Krankheiten und Verhaltensstörungen, oft ist sie auch der Grund für eine Abgabe im Tierheim oder einer Auffangstation. Die Forscher hatten hierfür Interviews mit Beschäftigten geführt. Das Fazit von Krautwald-Junghanns: „Viele der angegebenen Abgabegründe lassen erkennen, dass die Halter sich in diesen Fällen vor der Anschaffung des Tieres nicht genügend informierten oder beim Kauf nicht ausreichend beraten wurden.“ Eine der Ursachen für den Mangel an Haltungskenntnissen sehen die Forscher deshlab auch in der Beratungsqualität von Zoofachhandelsgeschäften. Hier konnten sie deutliche Defizite ausmachen und zudem erhebliche Missstände bei den Haltungsbedingungen erkennen. Es gab außerdem keine untersuchte Reptilien- und Vogelbörse, bei der die Wissenschaftler keine Missstände beobachtet hätten. Häufig handelte es sich um dreckige und zu kleine Verkaufsbehälter oder eine unzureichende Versorgung mit Nahrung. Selbst bei den Händlern konnten die Forscher erschreckend viele Fälle von Unwissenheit oder Falschaussagen zu Herkunft und Größe beobachten.
Appell an die Bundesregierung
Die Studie sollte deutlich gemacht haben, dass dringender Handlungsbedarf besteht, betont die Forschergruppe. Da es sich um eine flächendeckende Unterinformation handelt, appellieren sie an die Bundesregierung, die im Koalitionsvertrag bereits angekündigt hatte, den Tierschutz vor allem bei Exoten und Wildtieren auszuweiten. Besonderes Augenmerk liegt hier unter anderen auf den Tierbörsen, dem Versandhandel über das Internet und die Auslastung und Ausstattung der Tierheime. Jetzt fordern die Forscher außerdem eine Verbesserung der Informationsvermittlung für Händler und Tierhalter. Denkbar sind in diesem Rahmen verbindliche Schulungen für Händler und Sachkundenachweise für Halter. Auf den Tierbörsen sollten spezialisierte Tierärzte die Haltung und Versorgung überwachen. Dafür braucht es aber zuerst einmal eine rechtsverbindliche und bundesweite gesetzliche Regelung. Bis zur Mitte der Legislaturperiode will das zuständige Bundeslandwirtschaftsministerium einen Entwurf für konkrete Maßnahmen zur Verbesserung des Schutzes von Haustieren und insbesondere Exoten vorlegen. Auch in anderen Ländern Europas gibt es ähnliche Vorhaben und ein Zusammenschluss im Rahmen einer länderübergeordneten Plattform mit einheitlichen Informationen womöglich die effizienteste Lösung.