Unterschiedliche Einrichtungen forschen im Bereich Platooning, einer sogenannten elektronischen Deichsel, welche für nachfolgende Fahrzeuge eine teilautonome Fahrt ermöglicht. Nun zeigt eine neue Erhebung, dass die Technologie zwar zu Kraftstoff-Einsparungen von bis zu 15 Prozent führen könnte, dass die Umsetzung allerdings womöglich an unzureichenden Voraussetzungen scheitert.
Das Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik beschreibt Platooning als einen Vorgang, bei dem zwei oder mehrere Fahrzeuge in einem sehr geringen Abstand hintereinanderher fahren. Der Fahrer des ersten Fahrzeugs übernehme demnach die Verantwortung, die hinteren folgen in Abständen von jeweils anderthalb Metern und verhalten sich wie gekoppelte Anhänger. Dieser Prozess sei durch den Austausch von unterschiedlichen Sensordaten möglich.
Mehrmonatige Praxistests des deutsch-niederländischen Forschungsprojekts „Interregional Automated Transport“ förderten zutage, dass die Technologie Potential hat, wie Projektleiterin Tanja Braun feststellt: „Mit der richtigen Technik und den richtigen rechtlichen Rahmenbedingungen bietet Truck Platooning durchaus eine Perspektive für die Optimierung des deutschen und niederländischen Straßentransports“.
Datenverbindung und rechtliche Situation
Insbesondere im Bereich des mobilen Datenverkehrs zwischen den Zugmaschinen gebe es noch Unzulänglichkeiten. Ein halbes Jahr lang wurden die Fahrten eines Platoons, bestehend aus zwei LKWs, begleitet und analysiert. Dabei trat unter anderem zutage, dass die Datenverbindung alles andere als konstant ist. Teilweise brach die Verbindung sogar komplett ab.
Neben der lückenhaften Datenverbindung könnte das Vorhaben auch an der rechtlichen Situation scheitern. Auf Haftungs- und Arbeitsrechtsfragen biete die aktuelle Gesetzeslage demnach noch keine eindeutigen Antworten. Die Gesetzgebung, so die Forscher, sehe immer noch einen Fahrer als aktiven Verkehrsteilnehmer vor. Allerdings sei eine Weiterentwicklung des Gesetzesrahmens durchaus möglich. So biete der völkerrechtliche Rahmen bereits jetzt Anhaltspunkte. Es sollte „ein einheitliches Gesetz geschaffen werden, das einen klaren und sicheren Rechtsrahmen vorgibt, gleichzeitig aber Sonderregelungen für einzelne Bereiche ermöglicht“, wie es in dem Gutachten der Forschungsvereinigung heißt.
Unterschiedliche Szenarien der Automatisierung
Prinzipiell ermögliche die Platooning-Technologie unterschiedliche Anwendungen. Angefangen von einer Teilautomatisierung, bei der die Fahrer aller Folgefahrzeuge an Bord und verpflichtet sind, jederzeit eingreifen zu können. Bei einem vollautomatisierten geplanten Platoon könnten die Fahrer der Folgefahrzeuge hingegen rasten, sollten allerdings theoretisch dazu in der Lage sein, nach einer gewissen Zeit das Steuer zu übernehmen.
Ein weiteres Szenario sieht einen koordinierten Platoon vor, bei dem die Folgefahrzeuge ohne Fahrer unterwegs sind. Damit entstünden, so ein Bericht des Instituts für Klimaschutz, Energie und Mobilität, sowohl Vorteile, als auch Nachteile. So mangle es maschinengesteuerten Systemen an Intuition zur Situationswahrnehmung und Flexibilität in der Reaktion. Im Gegenzug bestechen diese allerdings durch eine „nahezu unbegrenzte Kapazität zur gleichzeitigen Informationsverarbeitung und der Umsetzung der Informationen in Steuerbefehle in Sekundenbruchteilen“.
Wachstumsmarkt Platooning
Obwohl es noch ungelöste Herausforderungen zu geben scheint, untermauern unterschiedliche Studienergebnisse, dass es sich bei dem Platooning um eine Technologie mit viel Potential handelt. Nicht nur staatliche Forschungseinrichtungen sammeln unentwegt Daten, auch zahlreiche Konzerne bekräftigen ihr Interesse an der Technologie, darunter Daimler, MAN, DHL sowie Scania.
Dabei benennen die Experten häufig den Vorteil der Kraftstoff-Ersparnis. Doch damit nicht genug. Ferner könne sich der Verkehrsfluss für alle verbessern, was für mehr Platz auf den Autobahnen sorge. Auch andere Faktoren seien nicht zu unterschätzen, wie Dr. Sabine Hammer konstatiert: Die Testpiloten „bewerteten Platooning als Plus an Sicherheit und Fahrkomfort“.
Sofern der Ausbau des Datenverkehrs allerdings nicht vorangetrieben wird, und auch keine rechtlichen Anpassungen erfolgen, bleiben flächendeckende Platooning-Anwendungen auch weiterhin Zukunftsmusik.
Image credit: Scania