Vor ungefähr 2000 Jahren lebte die Nazca-Kultur unter harschen Bedingungen in Peru. Sie bevölkerte die trockene Wüste im Westen des Landes. Obwohl die meisten Städte an Flussoasen lagen, hinterließ die indigene Kultur trotzdem Spuren in der Wüste: Die Einwohner ritzten mysteriöse Linien in den Boden, deren Funktion und Bedeutung bis heute nicht lückenlos verstanden ist.
In einer Pressemitteilung teilte die japanische Universität Yamagata nun mit, dass ein Team rund um den Professor und Archäologen Masato Sakai weitere Nazca-Linien entdeckt hat. Mit dem Fund von 168 neuen Geoglyphen stieg die Zahl der bekannten Linien um rund zehn Prozent an.
Indigene Bevölkerung schabte oberste Wüstenschicht ab
Noch immer stellt die gesamte Nazca-Kultur die Forschenden vor ein Rätsel, denn es gibt nur wenige Hinweise auf ihre Existenz. Die berühmten Nazca-Linien sind nur aus der Luft vollständig erkennbar, bis zu 30 Meter breit und teilweise stark verblasst. Die Figuren stellen meistens Abbilder von Menschen, Tieren und geometrischen Formen dar. Tatsächlich ist der Prozess des Zeichnens einfach erklärbar: Die Indigenen ritzten die Abbildungen in den Boden, indem sie die oberste Fläche der Wüste abschabten. Dabei handelt es sich um eine dunkle Ablagerung, deren Untergrund heller Sand ist.
Das Probem: die Geoglyphen sind aufgrund der langen Zeitperiode und der Wetterbedingungen oftmals kaum noch erkennbar. Deshalb haben die Wissenschaftler nun den Weg der Künstlichen Intelligenz gewählt, die solche Linien besser erahnen kann als jeder Mensch.
Tiere und Menschen wurden abgebildet
„Die Geoglyphen wurden durch Felduntersuchungen entdeckt, bei denen Drohnen und Luftbilder verwendet wurden“, berichtet die Universität in der Mitteilung. Ein AI-Bot scannte die Fotos und entdeckte letztlich 168 neue Abbildungen, die zuvor noch nicht bekannt waren. Über 70 liegen in unmittelbarer Nähe der Stadt Nazca, die der Namensgeber für die monumentalen Strukturen und deren kulturelles Erbe darstellt.
Die Wissenschaftler nehmen an, dass die Figuren ein ungefähres Alter von 2.150 bis 1.750 Jahren aufweisen. Außerdem zeigen die Linien auf dem Wüstensand unter anderem „Menschen, kamel- und katzenartige Tiere, Vögel, Schlangen und Killerwale.“
Schon zuvor entdeckte Sakai im Jahr 2019 auf eine ähnliche Weise über hundert Geoglyphen, sodass er inzwischen als Entdecker von insgesamt 358 verschiedenen Strukturen gilt. Die Wissenschaftler wollen nun mit diesen Informationen eine AI-basierte Datenbank erstellen. „Die Universität von Yamagata will dadurch die Verteilung der Muster besser verstehen“, erklären die Forschenden. Das könnte maßgeblich zum besseren Verständnis der Nazca-Kultur beitragen.
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