Sie sind klein, haben starke Sprungbeine oder Flügel und verfügen immer über drei Beinpaare, die am Brustkorb ansetzen. Bereits die Anzahl dieser Gliedmaßen – sechs – charakterisiert ein Tier als Insekt. So weit, so bekannt. Was englische Forscher der Universität von Bristol nun aber herausgefunden haben, dürfte die kleinen Krabbler in ein völlig neues Licht rücken. Denn Insektenschwärme können die Atmosphäre offenbar in einem ähnlichen Maß aufladen, wie es ein Gewitter tut.
Diese Elektrizität, die Wetterereignisse formen kann, hilft Insekten Nahrung zu finden und sogar Spinnen in die Luft zu heben, damit diese größere Distanzen überwinden können. Aber damit nicht genug. Auch in der Wahrnehmung von Gewittern haben Insekten eine Art siebten Sinn. Wo wir Menschen lediglich Blitze sehen und den Donner hören, nutzen die Krabbeltiere ihre Sinne beispielsweise, um zu fliegen.
Physik beeinflusst Biologie, Biologie beeinflusst Physik
Der Erstautor der besagten Studie, der Biologe Ellard Hunting, erklärt die Hintergründe dieser wie folgt, „Wir interessieren uns dafür, wie verschiedene Organismen die statischen elektrischen Felder nutzen, die praktisch überall in der Umwelt vorhanden sind“. Das Team um Hunting hat sich insbesondere die angeborene elektrische Ladung von Bienen angesehen. Im Fall der Honigbienen ergaben zahlreiche Messungen, dass Bienenschwärme die Ladung um 100 bis 1000 Volt pro Meter verändern können. Die Dichte eines Schwarms bestimmt dabei, wie stark das durch ihn erzeugte elektrische Feld ist.
Auf Basis dieser Daten entwickelte das Forscherteam aus Bristol ein Modell, mit dem der Einfluss anderer Insekten auf die Ladung berechnet werden kann. Die auf Basis der Größe der Insekten sowie der Schwarmdichte errechneten Daten zeigen, dass Insekten Ladungsdichten erzeugen, die mit meteorologischen Ereignissen wie elektrischen Stürmen oder der Wolkenbildung vergleichbar sind.
Die elektrische Variabilität ist den Forschern zufolge bei einem Heuschreckenschwarm massiv, während ein Schwarm von Schmetterlingen aufgrund dessen geringer Dichte nur geringen Einfluss hat.
Spinnen vollbringen Sprünge wie Spiderman, dank statischer Elektrizität
Schon in einer früheren Studie zu “Ballonfahrten” dank elektrischer Felder wurde festgestellt, dass Spinnen so bis zu unvorstellbaren Höhen von vier Kilometern fliegen können. Ein Spinnenkörper verfügt über winzige Härchen, die Trichobothrien. Mit ihnen nehmen sie elektrische Felder wahr. Der Effekt ist vergleichbar mit unseren Haaren, die ebenfalls auf statische Elektrizität reagieren.
Wenn eine Spinne ein ausreichend starkes elektrisches Feld spürt, klettert sie in die Höhe, beispielsweise auf einen Zweig, spinnt ihren seidenen Faden und nutzt diesen geladenen Spinnfaden als Sprunghilfe.
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