Schwertwale sollen ihre Kinder bis ins Erwachsenenalter verhätscheln, so sehr, dass die Mütter dabei selbst auf weiteren Nachwuchs verzichten.
Betreuung statt weiterer Reproduktion
Laut einer Studie, die am 8. Februar im Fachjournal Current Biology veröffentlicht wurde, sollen sich Orca-Mütter besonders stark um ihre bereits ausgewachsenen Söhne kümmern. So sehr, dass sie dabei sogar selbst auf weiteren Nachwuchs verzichten und den Fortbestand ihrer Gruppe gefährden.
Die lebenslange Betreuung der Söhne soll dabei die Reproduktionsleistung der Weibchen enorm verringern, da sich die Mütter auch um ausgewachsene Tiere weiterhin wie um ein Junges kümmern. Dieses Phänomen wird von den Experten rund um Mitautor Michael Weiss von der Universität in Exeter als elterliche Investition bezeichnet.
Grundsätzlich sei es den Forschern zufolge nicht ungewöhnlich, dass Säugetiere ihre Nachkommen bis ins Erwachsenenalter umsorgen. Das Team vom Animal Behaviour Research Center in Exeter und dem Whale Research Center in den USA stellte bei den Untersuchungen einer Orca Population im Pazifik jedoch fest, dass insbesondere die erwachsenen männlichen Nachkommen von ihren Müttern Überlebensvorteile erhielten. Damit konnten sie erstmals eine lebenslange mütterliche Investition bei einem Säugetier nachweisen.
Hilfe bei der Nahrungssuche
Ungewöhnlich ist es also nicht, dass Mütter sich für das Wohlergehen ihrer Kinder aufopfern. Doch Orca-Mütter gehen dabei wohl weiter als die meisten anderen Tiere: Sie übernehmen die Führung bei der Nahrungssuche und teilen anschließend ihre Beute mit ihren Söhnen. „Der Preis, den Weibchen für die Fürsorge ihrer Söhne zahlen, ist enorm hoch. Wir schätzen, dass jedes zusätzliche männliche Jungtier die Chancen eines Weibchens, in einem bestimmten Jahr ein neues Kalb zu bekommen, um über 50 % verringert“, so Weiss.
Trotzdem scheint das Verhalten der Mütter wohl aus einem Überlebensinstinkt zu entspringen: Durch ihre Betreuung steige die Überlebenschance der Söhne und damit auch der Fortbestand der Gene der Mutter. Dieses Phänomen wurde allerdings nur bei Müttern und ihren Söhnen beobachtet. Weiblicher Nachwuchs hatte keinen Einfluss auf das Verhalten.
Grundsätzlich haben neugeborene Orcas eine relativ geringe Überlebenschance. Bei der für die Forschung beobachteten Population im nordöstlichen Pazifik überlebten von 67 Geburten nur 54 Kälber das erste Lebensjahr. Ob diese Sterberate etwas mit der aufopferungsvollen Sorge der Orca Weibchen um ihren männlichen Nachwuchs zu tun hat, können die Wissenschaftler zu diesem Zeitpunkt nur spekulieren.
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