Baumschmerzen, Übelkeit, Durchfall oder Verstopfung. All diese und weitere Symptome können auftreten, wenn wir unter psychischem Stress stehen. Das ist unter Medizinern bereits lange bekannt. Jetzt fand eine Gruppe von Wissenschaftlern jedoch heraus, warum das so ist.
Die Forschungsgruppe der University Pennsylvania untersuchte hierfür Mäuse und stellte dabei fest, über welchen Weg der Darm auf den Stress reagiert. Außerdem fanden sie heraus, dass bereits vorhandene entzündliche Darmerkrankungen durch ein psychisches Ungleichgewicht verschlimmert werden können. Ihre Studie veröffentlichten sie über Cell.com.
Neuer Signalweg entdeckt
Bisher war nicht klar, wie genau die Verbindung zwischen unserem Gehirn und dem Darm funktioniert und weshalb der Stress körperliche Reaktionen hervorrufen kann. Diese Frage wollte das Team hinter Kai Markus Schneider und Niklas Blank herausfinden:
„Um Mechanismen zu untersuchen, die den Auswirkungen von psychologischem Stress auf die Darmentzündung zugrunde liegen, verwendeten wir ein Mausmodell von verlängertem psychologischem Stress (Rückbeherrschungsstress) und induzierter Kolitis mit Dextran-Natriumsulfat.“
In ihren Versuchen lösten sie bei allen Tieren eine entzündliche Darmerkrankung aus. Diese wurde durch eine künstlich entzündete Darmschleimhaut aktiviert. Im Anschluss setzten sie eine Mäuse-Gruppe unter Stress, indem sie sie beispielsweise in einen zu kleinen Käfig setzen oder ihre Umgebung ständig veränderten.
Nach wenigen Tagen untersuchten sie die Tiere. Die Darmschleimhaut der Mäuse, die keinem Stress ausgesetzt waren, hatte sich nicht verändert. Die Mäuse, die in den zurückliegenden Tagen unter Stress litten, litten unter eine erheblich veränderten Darmschleimhaut. Damit war bereits bewiesen, dass sich das Umfeld auf das Verdauungsorgan auswirkte. Im Anschluss untersuchten die Forscher das Blut der Tiere und stellten fest, dass bei den gestressten Tieren der Glukokortikoid-Wert deutlich erhöht war. Dieser wirkt sich auf die Moleküle im Darm und löst hier weitere Entzündungsherde aus.
Stress allein sorgt nicht für chronische Entzündungen
Damit wurde die fehlende Verbindung gefunden. Das Glukokortikoid wird durch Stress erzeugt und wirkt anschließend auf den Darm. Doch die Forscher betonen, dass die Beobachtungen bei den Mäusen nicht entstanden wären, wenn sie nicht im Vorfeld an einer chronischen Entzündung gelitten hätten:
„Zusammen deuten diese Daten aus mehreren unabhängigen Mausmodellen darauf hin, dass psychologischer Stress an sich nicht ausreicht, um eine deutliche Kolitis zu induzieren, sondern die Darmschleimhaut vorkonditioniert, indem er einen pro-inflammatorischen Zustand induziert, der die Folgen eines colitogenen Auslösers verschlimmert.“
Auch die Psyche sollte mitbehandelt werden
Aufgrund ihrer Ergebnisse geht das Forscherteam davon aus, dass in Zukunft deutlich mehr Patienten an einer stärkeren chronischen Darmerkrankung leiden könnten. Denn die Zahl, der Patienten, die angibt, an regelmäßigem Stress zu leiden, nimmt zu.
Des Weiteren müsse in einem solchen Fall auch die Psyche dieser Patienten mitbehandelt werden. Bisher ist das oft nicht der Fall. So schreiben die Forscher: „Psychologischer Stress übt einen tiefgreifenden Einfluss auf entzündliche Prozesse im ganzen Körper aus, was darauf hindeutet, dass die Verbesserung des psychischen Zustands eines Patienten eine leistungsstarke, aber nicht ausgelastete Strategie für das Management zahlreicher Krankheiten sein könnte.“