Weltweit leiden rund 55 Millionen Menschen an Demenz und die Zahl könnte weiterhin steigen, da immer mehr Frauen und Männer ein hohes Alter erreichen. Deswegen legen viele Forschende ihr Augenmerk vermehrt auf die Gesundheit des Gehirns.
Auch die Wissenschaftler der Tufts Universität in Boston konzentrieren sich bei ihrer neuen Studie auf das Denkorgan und testeten erstmals Hirngewebe auf die Menge von Vitamin D. Dabei fanden sie einen klaren Zusammenhang zwischen besserer kognitiver Leistung und höherem Nährstoffspiegel. Ihre Studie erschien im Fachjournal „Alzheimer’s & Dementia“.
Vitamin-D-Spiegel wird meistens über Blut bestimmt
In Mittel- und Nordeuropa ist zumindest im Winter ein (leichter) Vitamin-D-Mangel der generellen Bevölkerung der Normalzustand. Den Nährstoff nehmen Menschen primär durch Sonnenlicht auf, sie können den Gehalt aber auch durch den Konsum von gewissen Nahrungsmitteln wie fettem Fisch erhöhen. Wissenschaftlern ist schon seit Längerem bekannt, dass Vitamin D wichtig für einige Körperfunktionen des Menschen, wie eine gute Immunantwort und gesunde Knochen, ist.
„Viele Studien implizieren, dass die kognitive Leistungsfähigkeit von älteren Menschen von Ernährungsfaktoren abhängig ist. Viele untersuchen dabei auch Vitamin D. Allerdings beruhten diese Untersuchungen immer auf dem Blutwert oder dem berechneten Konsum“, so Erstautorin und Leiterin des „Vitamin-K-Teams“ der Tufts Universität Kyla Shea laut dem Wissenschaftsmagazin SciTechDaily. Deswegen entschieden sich die Wissenschaftler dazu, den Vitamin-D-Wert im Hirngewebe zu überprüfen.
Vier Gehirnregionen wurden untersucht
Für die Studie wurden die Gehirne von über 200 Probandinnen nach ihrem Ableben untersucht. Alle waren zu Lebzeiten Teil einer Studie der Rush Universität in Chicago, in der der Verfall ihrer kognitiven Fähigkeiten über viele Jahre hinweg beobachtet wurde. Die Wissenschaftler analysierten vier Regionen des Gehirns, wobei zwei eine Rolle bei der Erkrankung von Alzheimer spielten und eine bei Demenz. Die Vierte wurde zur Überprüfung gewählt. Das Ergebnis war eindeutig: Eine höhere Konzentration von Vitamin D in allen Hirnregionen korrelierte mit erheblich besseren kognitiven Fähigkeiten.
Allerdings konnte keine direkte Korrelation des Vitamin-D-Spiegels mit Markern für Alzheimer oder Demenz – etwa das Vorkommen von mikroskopischen Schlaganfällen – gefunden werden. Dementsprechend sind sich die Wissenschaftler noch unsicher, auf welche Weise sich Vitamin D auf das Gehirn auswirkt. „Wir wissen nun, dass es Vitamin D im menschlichen Gehirn in vernünftigen Mengen gibt und dass es mit einem verlangsamten Verfall der kognitiven Fähigkeiten zu korrelieren scheint“, so Shae. „Aber wir müssen noch mehr Forschung betreiben, um die Neuropathologie von Vitamin D zu verstehen, die mit dem Gehirn verbunden ist, bevor wir in der Zukunft Interventionen setzen“. Deshalb weisen die Forschenden auch darauf hin, dass man Vitamin D nicht zur Prävention konsumieren sollte. Stattdessen soll man den Blutgehalt überprüfen und einen eventuellen Mangel ausgleichen.
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