Eine Covid-19 Infektion kann verschiedenste Verläufe haben. Während Manche die Infektion nicht einmal bemerken, sterben andere oder haben lange mit den Folgen zu kämpfen. Forscher der Universität Oxford konnten jetzt ein Gen identifizieren, welches die Sterberisiko durch Atemversagen bei Covid-19 Infektionen verdoppelt. Die Studie wurde kürzlich im Fachjournal „Nature“ veröffentlicht.
„Underdog-Gen“ verantwortlich für schwereren Verlauf
Bisher waren bei der Suche für Ursachen von schweren Verläufen der Infektion mit dem neuartigen Coronavirus primär das Alter oder Vorerkrankungen im Fokus. Dabei zeigte sich, dass fortgeschrittenes Alter oder systemische Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck, die schweren Verläufe begünstigen. Das Gen, das die Forscher jetzt als weiteren Faktor bezeichnen, liegt auf dem 3. Chromosom und war schon vorher in der Wissenschaft bekannt. Bisher war allerdings die genaue Funktion oder der Effekt auf den Krankheitsverlauf nicht geklärt.
Der Studienleiter und Professor für Genregulierung an der Universität of Oxford, Jim Hughes, erklärte in einer Pressemitteilung den Forschungsansatz: „Der Grund, warum es dies so schwer herauszufinden war, ist, dass das zuvor identifizierte genetische Signal die „dunkle Materie“ des Genoms betrifft.“ Damit meint der Forscher, dass der Abschnitt der DNA nicht direkt ein Protein abbildet und dessen Bauplan beinhaltet, sondern dass es in der Genregulierung eines anderen Gens involviert sei. Die Funktion dieser Abschnitte zu bestimmen, sei deutlich schwieriger.
KI hilft bei der Forschung
Mithilfe einer künstlichen Intelligenz konnten die Forscher nachweisen, dass das genetische Signal wahrscheinlich Lungenzellen anspricht. Dass dieses Gen jetzt verantwortlich gehalten wird, schien die Forschenden zu überraschen. Der Forschungsleiter der Studie Dr. Damien Jones äußerte sich dazu in der Mitteilung: „Überraschenderweise haben die Daten gezeigt, dass ein relativ unerforschtes Gen namens LZTFL1 den Effekt verursacht, obwohl mehrere andere Gene vermutet wurden“.
Wie die Untersuchungen ergaben, scheint die risikoreiche Version des Gens zu verhindern, dass die Zellen, die die Atemwege begrenzen, richtig auf den Kontakt mit dem Virus reagieren. Allerdings sei dies nicht immunologisch verursacht, weshalb Betroffene normal geimpft werden können, so die Forscher. Mit ihren neuen Erkenntnissen wird gehofft, dass ein neues Ziel für aufkommende Behandlungsmethoden gefunden wurde, um schwere Verläufe in der Zukunft abmildern zu können. Dabei könnten unter anderem weniger spezialisierte Zellen in den Atemwegen gefunden und dazu stimuliert werden, sich in spezialisierten Zellen weiterzuentwickeln und so die nicht funktionalen zu „umgehen“.
Hoffnung auf neue Medikamante
Co-Leiter der Studie und Professor Dr. James Davies, kommentierte die Signifikanz des Fundes in der Pressemitteilung: „Der genetische Faktor, den wir gefunden haben, erklärt, warum einige Menschen nach einer Infektion mit dem Coronavirus sehr schwer krank werden. Er zeigt, dass die Art und Weise, in der die Lunge auf die Infektion reagiert, entscheidend ist. Das ist wichtig, denn die meisten Behandlungen konzentrieren sich darauf, die Art und Weise zu verändern, in der das Immunsystem auf das Virus reagiert.“
60 % der Menschen mit einer südasiatischen Abstammung sollen diese risikobehaftete Variante des Gens in sich tragen. In europäischen Ländern seien es nur 15 %. Dies könnte die hohe Anzahl an Krankenhauseinweisungen in Ländern wie Thailand zumindest teilweise erklären. Neben der speziellen Suche in ethnischen Gruppen, sieht Professor Davies auch ein weiteres Signal für die Impfung gegen das Virus: „Obwohl wir unsere Genetik nicht ändern können, zeigen unsere Ergebnisse, dass Menschen mit dem höheren Risikogen wahrscheinlich besonders von der Impfung profitieren werden. Da das genetische Signal eher die Lunge als das Immunsystem betrifft, bedeutet dies, dass das erhöhte Risiko durch den Impfstoff aufgehoben werden sollte.“
Bild von Miroslaw Miras auf Pixabay