Anorexie, auch Magersucht genannt, ist eine psychische Erkrankung, die bisher nur bedingt geheilt werden kann. Eine lange Psychotherapie begleitet mit Verhaltenstherapien ermöglicht den Patienten zwar ein normales Leben, dennoch berichten die Betroffenen weiterhin oft über schwere Bedingungen im Alltag.
Forscher untersuchten bei ihrer Suche nach möglichen Heilmitteln unter anderem psychoaktive Substanzen. Dabei stießen sie nun auf eine Wirkung von Magic Mushrooms, die sich positiv auf die Erkrankung auswirken könnte. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in einer Studie im Wissenschaftsmagazin nature medicine.
Rauschmittel als Heilung gegen Anorexie
Die Forschungsgruppe von Stephanie Knatz Peck von der Universität of California hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein Mittel gegen Magersucht zu finden. In ihrer Veröffentlichung beschreiben die Wissenschaftler, wie schwer sich die Erkrankung behandeln lässt:
„Anorexia nervosa (AN) ist eine tödliche Krankheit ohne nachgewiesene Behandlungen zur Umkehrung der Kernsymptome und ohne Medikamente, die von der US Food and Drug Administration zugelassen sind. Neuartige Behandlungen sind dringend erforderlich, um die klinischen Ergebnisse zu verbessern.“
Die Forscher setzten daher darauf, ein Mittel zu finden, dass die Patienten nicht auf körperlicher, sondern auf psychischer Ebene unterstützt. Denn die Mediziner gehen davon aus, dass Menschen, die unter Magersucht leiden, einen veränderten Serotonin-Spiegel haben. Dieser würde sich durch einige Medikamente regulieren lassen. Eine weitaus natürlichere Wirkung haben hingegen die besagten Magic Mushrooms. Das sind Pilze, die auch als Rauschmittel eine gewisse Beliebtheit erfahren. Sie haben eine bewusstseinsverändernde Wirkung, die durch das enthaltene Psilocybin hervorgerufen wird. Genau das untersuchte das Team hinter Peck genauer. Die Chefautorin beschreibt, dass sich Psilocybin positiv auf das Serotonin auswirken könnten:
„Die Zusammensetzung der Pilze stützt die Vermutung, dass die Wirkung des Psilocybins auch die Symptome der Anorexie positiv beeinflussen können.“
Psilocybin im Test: Erste positive Erfahrungen
Für ihren Test suchten die Wissenschaftler zehn Testpersonen, die zum Zeitpunkt der Studie bereits seit mehreren Jahren an Anorexie gelitten haben. Peck und ihr Team untersuchten die Teilnehmer sorgfältig, sowohl körperlich als auch psychisch. Im Anschluss erhielten alle Probanden eine Kapsel, mit der sie 25 Milligramm Psilocybin zu sich nahmen. Während den darauffolgenden acht Stunden wurden sie intensiv betreut und ihre Nebenwirkungen dokumentiert. Weitere 24 Stunden später nahmen sie an einer Therapiesitzung teil. Hier sollten sie angeben, wie sie ihren Körper und ihren Gesundheitszustand empfinden. Die positiven Ergebnisse der Befragung überraschte das Team. Eine deutliche Mehrheit der Teilnehmer gab an, eine positive Grundeinstellung zu haben, so die Forscher:
„90 Prozent hatte den Herausforderungen des Lebens gegenüber ein positiveres Gefühl, 80 Prozent bezeichneten die Erfahrung sogar als eines der fünf wichtigsten ihres bisherigen Lebens.“
Diese positive Wirkung lässt darauf schließen, dass Magersucht, aber auch andere psychische Erkrankungen in Zukunft mit dem Wirkstoff der „Magic Mushrooms“ behaltend werden könnten. Dafür sind jedoch noch weitere Studien und Langzeituntersuchungen notwendig.
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