Zahlreiche Mütter leiden nach der Geburt ihres Kindes unter einer depressiven Verstimmung. Die Tage, in denen die Frauen unter Weinkrämpfen und Antriebslosigkeit leiden, nennt man Babyblues oder auch Wochenbettdepression. Bisher gab es hierfür noch keine spezifische Behandlung. Betroffenen Müttern wird vielmehr geraten, sich an der frischen Luft zu bewegen und sich Hilfe bei einem Psychologen suchen. Nun veröffentlichten Wissenschaftler jedoch ein Medikament, das gegen diese Wochenbettdepression helfen soll.
Schnelle Hilfe durch wenige Pillen
Die Forscher Kristina Deligiannidis und ihre Kollegen veröffentlichten ihre Studie zu dem Medikament über The American Journal of Psychiatry. Ziel war es, ein Mittel gegen die depressiven Verstimmungen bei den jungen Müttern zu finden. Denn in schweren Fällen können sich solche Stimmungseinbrüche negativ auf die Beziehung zwischen Mutter und Kind auswirken, wie die Chefautorin beschreibt: „Die postpartale Depression (PPD) ist eine häufige perinatale Komplikation mit ungünstigen Ergebnissen bei Müttern und Kindern.“
Da die bisherigen Behandlungsmöglichkeiten kein festes Konzept vorsehen und für die Frauen oft nur schwer umsetzbar sind, wünschten sich die Forscher eine einfachere Lösung. Die Einnahme des Medikaments soll oral erfolgen und auf 14 Tage begrenzt sein. Je nach Schwere der Erkrankung könnte sie auf bis zu drei Monate verlängert werden. Der Wirkstoff Zuranolon gilt als besonders schnell wirksam. Er hebt den Serotonin-Spiegel an.
Die kurze Anwendungsdauer macht den Unterschied zu klassischen Antidepressiva aus, die in der Regel mehrere Monate benötigen, um anzuschlagen. Angesichts dessen sind diese für junge Mütter oft nicht geeignet.
Das Medikament zeigt eine schnelle Wirkung
Um das Medikament nun zu testen, suchten die Forscher Frauen, die an einer schweren Wochenbettdepression litten. Die Hälfte der Probanden erhielt 14 Tage lang 50 mg Zuranolon täglich. Die anderen Patienten erhielten für den gleichen Zeitraum ein Placebo. Am 15. Tag sollten alle Frauen ihren Zustand anhand eines 17-Punkte Systems an der „Hamilton Depression Rating Scale“ angeben. Anhand dieser Skala messen Psychologen, wie stark eine Depression ausgeprägt ist.
Die Ergebnisse waren eindeutig. 95 Prozent der Frauen, die das Medikament erhalten hatten, gaben eine signifikante Verbesserung ihres Zustands an. Das Forschungsteam geht davon aus, dass das Medikament schon bald weit verbreitet sein könnte, und freuen sich über die positiven und deutlichen Effekte: „In dieser Studie zeigte Zuranolon signifikante Verbesserungen der depressiven Symptome und wurde im Allgemeinen gut vertragen, was das Potenzial von Zuranolon als neuartige, schnell wirkende orale Behandlung für PPD unterstützte.“
Bisher wurde das Medikament jedoch noch nicht zugelassen. Die Behörden fordern weitere Studien, in denen es auch um die Frage einer Langzeitwirkung geht.
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