Viren wie Influenza könnten in Verbindung mit auftretenden Krankheiten wie Alzheimer stehen. Das geht aus einer Studie zu Gesundheitsdaten von über 800.000 Menschen hervor.
Könnten Viren Nervenkrankheiten auslösen?
Bisher ist die Ursache für viele neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer noch nicht geklärt. Mediziner und Forscher gehen davon aus, dass Umwelt- und genetische Faktoren die Hauptgründe für das Ausbrechen dieser ernsten Krankheit sein könnten.
Ein Team aus Wissenschaftlern, das der Leitung von Kristin S. Levine unterlag, stellte nun eine mögliche Verbindung zu Viren und diesen Erkrankungen fest. In der im Neuron-Magazin veröffentlichten Studie gingen die Forscher der Frage nach, ob einige Viruserkrankungen nicht der Auslöser für Alzheimer oder MS sein könnten:
„Angesichts der jüngsten Erkenntnisse, die das Epstein-Barr-Virus mit einem erhöhten Risiko für Multiple Sklerose in Verbindung bringen, und der wachsenden Besorgnis über die neurologischen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie haben wir mögliche Zusammenhänge zwischen viralen Expositionen und dem Risiko für neurodegenerative Erkrankungen untersucht.“
Zu Beginn ihrer Untersuchungen nutzte das Team eine Datenbank aus Finnland. Daraus untersuchten die Mediziner die Gesundheitsdaten von 300.000 Patienten. Im Fokus standen die Krankheiten Alzheimer, Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Demenz, Multiple Sklerose, Parkinson und vaskuläre Demenz.
Bei den besagten Patienten sollten dann mögliche Zusammenhänge zu Viruserkrankungen gefunden werden, wie Windpocken, Eppstein-Barr, Meningitis, Hepatitis oder Influenza.
Untersuchungen zeigten Verbindungen zwischen den Betroffenen
Die Auswertungen der Daten ergab, dass sich bei 300.000 Patienten 45 Korrelationen zeigten. Das bedeutet, dass die erkrankten Personen im Vorfeld teilweise dieselben Viruserkrankungen durchgemacht hatten.
Um diese Ergebnisse zu stützen, werteten die Wissenschaftler weitere 100.000 Daten von Patienten aus einer britischen Datenbank aus. Auch hier stellten sie 22 Korrelationen fest.
Die Abstände zwischen Viruserkrankungen und dem Auftreten einer neurodegenerativen Krankheit lagen zwischen einem und 15 Jahren. Bei einigen Erkrankungen stellten die Wissenschaftler deutlich häufiger eine Verbindung fest als bei anderen Viren. „Die stärkste Assoziation bestand zwischen der Exposition gegenüber viraler Enzephalitis und der Alzheimer-Krankheit. Influenza mit Lungenentzündung war signifikant mit fünf der sechs untersuchten neurodegenerativen Erkrankungen verbunden“, so die Forscher. „Auch die Assoziation zwischen Epstein-Barr und Multipler Sklerose konnten wir mit unseren Daten replizieren“.
Handfeste Beweise fehlen bisher
Trotz ihrer Ergebnisse sind sich die Wissenschaftler darüber im Klaren, dass dies kein Beweis dafür ist, dass Viren die degenerativen Erkrankungen auslösen können. Denkbar wäre zum Beispiel, dass sie eine Umkehrung ihrer These festgestellt haben. Die Menschen, die an einer dieser Erkrankungen leiden, könnten eine erhöhte Anfälligkeit für Viruserkrankungen besitzen. Das zeigte sich bereits in Tierversuchen, wie die Forscher erklären: „Wir kennen das bereits aus Tiermodellen und konnten es in der Corona-Pandemie auch verstärkt bei Alzheimer-Patienten beobachten.“
Dennoch besteht in jedem Fall eine Verbindung zu den genannten Viren und den schwerwiegenden Erkrankungen. Nun sollten weitere Untersuchungen und Studien zeigen, ob die Viren tatsächlich der Auslöser sind oder es eine andere Verbindung gibt, die bisher nicht erkannt wurde.
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