Kürzlich wurde in Bayern ein nicht markierter Gänsegeier entdeckt. Dieser ungewöhnliche Gast soll nicht das einzige Tier seiner Art sein, das den Winter in der Region verbringt, das berichtet der Bayerische Landesverband für Vogelschutz (LBV).
Nicht-heimischer Wintergast
Auch wenn im Landkreis Lindau bereits vorher nicht-markierte Geier Sichtungen gemeldet wurden, ist die Beobachtung eines neuen Gänsegeiers gerade im Winter für diese Region relativ ungewöhnlich. Diesmal soll ein Vogel in der Nähe von Bad Reichenhall im Berchtesgadener Land gesichtet worden sein, das berichtet der LBV. Der Vogelschutzverband schätzt, dass die Tiere in Zukunft häufiger um diese Jahreszeit in Bayern auftreten könnten, „wenn sich die Winter in der Zukunft genauso entwickeln wie der aktuelle“.
In einem kalten Winter mit viel Schnee habe es ein Gänsegeier in den bayerischen Gebieten schwer, da die Tiere eigentlich in wärmeren Regionen südlich der Alpen beheimatet sind, so die Vogelschützer. Die Experten vermuten weiter, dass der Gänsegeier sehr wahrscheinlich aus südlicheren Regionen des Kontinents, zum Beispiel aus Kroatien stammen könnte. Dort seien einige dieser Tiere heimisch, von denen die Vogelschützer durch „Besenderung und Beringung einzelner Vögel wissen, dass sie regelmäßig in die Nordostalpen fliegen“. So halten sich gerade Jungtiere auch während des Sommers gerne weiter von den heimischen Brutgebieten entfernt auf, zum Beispiel in den österreichischen Alpen. Generell erstreckt sich das Verbreitungsgebiet des Geiers von Spanien über den Balkan bis nach Asien.
LBV-Aufruf: Geier-Sichtungen melden
Den Beobachtungen zufolge sei der gesichtete Geier gesund und gut genährt, da er die bayerischen Wälder und Berge als Jagdgebiet nach erlegtem Wild oder anderen fleischigen Überresten durchqueren kann. Das Verbot der für die Vögel hochgiftigen Bleimunition in bayerischen Jagdgebieten trägt seinen Teil dazu bei, dass der Geier ausreichend Energie über die Nahrung aufnehmen kann.
Wenn der neuerlich gesichtete Gänsegeier fit bleibt, dann dürfte er zum nächsten Kälteeinbruch schon wieder Richtung Süden aufbrechen, vermutet der LBV. Angesichts der derzeitigen Temperaturen ist dies aber wohl schon geschehen.
Der Sichtungsort des Geiers liegt nahe des Berchtesgadener Nationalparks. Dort werden jedes Jahr auch einige Bartgeier ausgewildert, um die eigentlich heimische Art wieder anzusiedeln. Der LBV ruft daher alle Vogelbeobachter im Landkreis dazu auf, Sichtungen der seltenen Gänsegeier über das Telefon unter der Nummer 09174/4775-5000 an den Verband zu melden.
Bild von Christel SAGNIEZ auf Pixabay