Eine neue Studie offenbart, dass nur rund 44 Prozent der Bäume überleben, die zur Aufforstung von (ehemaligen) Regenwaldgebieten gepflanzt werden. Die Gründe sind vielfältig. Doch es gibt Grund zur Hoffnung: Die Wissenschaftler konnten einen wichtigen Faktor ausmachen, der die Erfolgsquote in Zukunft erhöhen könnte.
Erfolg der Aufforstung stark vom Standort abhängig
Weniger als fünf Prozent der Erde besteht aus Regenwald, doch fast die Hälfte aller Tierarten ist dort beheimatet. Somit stellt er nicht nur einen der wichtigsten CO₂-Speicher auf der Erde dar, sondern auch das größte Biotop des Planeten. Doch schon seit einigen Jahrzehnten werden große Teile von Regenwäldern gerodet, beispielsweise um Platz für Landwirtschaft zu schaffen oder das Holz zu verkaufen. In Südostasien wurden zwischen 1990 und 2010 32 Millionen Hektar Regenwald abgeholzt.
Deswegen gibt es schon lange Wiederaufforstungen im großen Stil. Jedes Jahr werden Hunderttausende Bäume gepflanzt, um das Ökosystem zu retten. Doch scheinbar sind diese Aktionen weniger hilfreich als gedacht oder erwünscht.
Ein internationales Forscherteam von fast 30 verschiedenen Universitäten und Forschungszentren führte eine Langzeitstudie zum Wiederaufbau von tropischen und subtropischen Regenwäldern durch. Sie begutachteten 176 Orte in Asien, an denen in der Vergangenheit Aufforstung stattfand. Das Ergebnis veröffentlichten sie am 14. November im britischen Journal „The Royal Society“. Es war alarmierend: Während im ersten Jahr durchschnittlich nur 18 Prozent der Bäume starben, waren nach fünf Jahren nur mehr 56 Prozent am Leben.
Auffallend war, dass die Aufforstung an manchen Standorten viel besser funktionierte als an anderen. In einigen Regenwaldgebieten überlebten 80 Prozent der Jungpflanzen, an anderen Orten starben fast alle gepflanzten Bäume innerhalb von kurzer Zeit.
Gründe sind vielfältig
„Klar ist, dass der Erfolg stark abhängig vom Standort ist“, erklärt die britische Wissenschaftlerin Lindsay Banin, die im UK Centre of Ecology & Hydrology arbeitet und eine Co-Autorin der Studie ist, in einer Pressemitteilung. „Die großen Unterschiede in der Überlebenschance könnten viele verschiedene Gründe haben. Unter anderem fällt darunter die Dichte der Bepflanzung oder die gewählte Baumart.“ Auch extreme Wetterphänomene haben Einfluss, ebenso wie die speziellen Konditionen, die an einem Ort herrschen. Eventuell sind sogar der Reichtum oder andere soziale und politische Bedingungen der Region ausschlaggebend.
„Wir müssen verstehen, welche Maßnahmen warum funktionieren und die Informationen in Umlauf bringen, damit wir alle Standorte auf das Level der besten bringen können“, ergänzt Banin. Ein Faktor stach den Wissenschaftlern dabei besonders ins Auge.
Wenn es im Anbaugebiet noch große Bäume gab, hatten die Jungpflanzen eine höhere Überlebenschance. Die Forscher führen dies auf die Schutzfunktion der erwachsenen Bäume zurück: Ihre Kronen schützen vor zu starkem Sonnenschein, heftigen Regengüssen und manchmal auch den Augen von Vögeln. An solchen Standorten war die Erfolgsquote um 20 Prozent höher. Dementsprechend gehen die Wissenschaftler davon aus, dass in Gebieten, in denen es keine oder kaum erwachsene Bäume gibt, den Jungpflanzen mehr Schutz geboten werden muss.
Vorhandene Regenwälder müssen geschützt werden
Die Studie hat auch positive Nachrichten parat: Es ist eindeutig, dass sich Standorte, in denen Aufforstung stattfand, schneller erholten als Regenwaldgebiete, in denen sich das Ökosystem selbst regenerieren sollte. Für Professor David Burslem von der Universität Aberdeen ist die Aussage ihrer wissenschaftlichen Untersuchungen aber klar: „Die Studie ist eine Warnung dafür, dass wir unsere noch vorhandenen Regenwälder beschützen müssen. Einerseits, weil die Erfolge von Aufforstungen unsicher sind. Andererseits, um die Auswahl an Samen für den Wiederaufbau von Regenwäldern divers gestalten zu können.“
Bild von falco auf Pixabay, Artikel von Anna Mikulics