Viele Beutetiere, die in sozialen Strukturen leben, warnen sich vor Angriffen von Raubtieren mit akustischen Signalen. Dass auch Insekten zu solchen Verhaltensweisen fähig sein, zeigten jetzt Forscher bei Untersuchungen der asiatischen Honigbienen. Sie konnten beobachten, wie die Bienen bei Angriffen von Riesenhornissen, durch akustische Signale ihre Artgenossen dazu anleiteten, Abwehrmechanismen in Kraft zu setzen. Das Signal ähnele dabei dem Warnruf von Wirbeltieren. Die Wissenschaftler sehen die Ergebnisse als einen Einblick in die unglaubliche komplexe Struktur des Lebens von staatenbildenden Insekten.
Bienen kämpfen im Team
Während sich Bienen von Blütennektar und Pollen ernähren, gibt es andere Insekten, die dafür bekannt sind auf die Jagd zu gehen. So ist die Riesenhornisse eine der größten Gefahren für die asiatische Honigbiene. Doch die Bienen wissen sich zu wehren. Wie die Wissenschaftlerin Heather Matilla in bereits einer vorherigen Untersuchung darstellen konnte, blocken asiatische Honigbienen die Eingänge zu ihrem Stock mit klebrigen und übelriechenden Fäkalien, sobald sie über einen Angriff von Riesenhornissen alarmiert wurden.
Jedoch greifen die Jäger oft in der Gruppe an und können einen Bienenstock in Stunden zunichtemachen. Da eine Biene als einzelnes Insekt relativ wehrlos ist, werden die Eindringlinge in Gruppen bekämpft. Dabei formen sie eine Traube um die Hornisse und erzeugen durch Muskelvibration Hitze, welche tödlich für den Angreifer enden kann.
Bienenruf warnt sogar Menschen
Um herauszufinden, auf welchem Weg sich die Bienen vor solchen Angriffen warnen und damit ihre Verteidigung organisieren, platzierte Matilla mit ihrem Team Mikrofone in vietnamesischen Bienenstöcken. Dabei fanden sie heraus, dass im Falle eines Angriffes die Bienen ein Geräusch machten, welches 8-mal lauter als der normale Lautstärkepegel im Bienenstock war. Dabei hoben die Bienen ihren Hinterleib, summten mit den Flügeln und rannten hektisch herum. Das dadurch erzeugte Geräusch klingt schrill und änderte die Frequenzen rapide.
Dass dies den Warnrufen von unter anderem Wirbeltieren wie Erdmännchen oder Primaten und auch der Kommunikation von Vögeln ähnelte, kommentierte Autorin Matilla in einer Pressemitteilung des Wellesley College: „Die Signale sind auffällig und haben akustische Eigenschaften, die offenbar darauf abzielen, die Aufmerksamkeit der Koloniemitglieder zu erregen“. Und auch auf Menschen scheint das Geräusch einen Effekt zu haben. Als die Forscherin zufällig einen Hornissenangriff miterlebte und das Geräusch noch aus einem Meter wahrnehmen konnte, beschrieb sie in der Pressemitteilung dessen Wirkung auf sie wie folgt. „Ich bekam Gänsehaut als ich es hörte. Diese Bienen waren in so großer Not und etwas in mir erkannte dieses Gefühl der Gefahr.“
Europäische Honigbiene wird bedroht
„[Bienen] kommunizieren ständig miteinander, in guten wie in schlechten Zeiten, aber der Austausch von Signalen zur Abwehr von Räubern ist besonders wichtig in schlimmen Momenten, wenn es darauf ankommt, die Arbeiterinnen zur Verteidigung des Volkes zu versammeln“, schreiben die Forscher in ihrer Veröffentlichung. In der Entdeckung sehen die Wissenschaftler einen weiteren Schritt zum Verständnis der Kommunikationswege der Insekten. Allerdings gäbe es noch „tausende unbeantwortete Fragen“, so Matilla.
Ihre Forschungen seien auch für die westliche Welt relevant. Durch die Einschleppung der Mörderhornisse, welche der Riesenhornisse stark ähnelt, werden die europäischen Honigbienen, die in den USA und Europa heimisch sind, einer neuen Gefahr ausgesetzt. Da sich diese gegen die neuen Angreifer verteidigen werden müssen, könnten die Ergebnisse zur weiteren Erforschung von amerikanischen oder anderen Bienenarten beitragen.