Vor drei Jahren wurde der Nationalpark Hunsrück-Hochwald eröffnet. Bei der Erfassung der Artenvielfalt stieß eine Biologin nun auf eine neue Pflanze. Die Flechte wurde in einem Buchenwald entdeckt und hat bereits einen wissenschaftlichen Namen erhalten.
Die Biologin Dorothee Killmann war mit der Erfassung der Arten in dem Nationalpark beschäftigt, als sie die Entdeckung machte. „Ich habe mich gewundert, dass sich diese Flechte auch im Labor nicht bestimmen ließ“, erklärte die Biologin aus Koblenz. Nach weiteren Recherchen in internationalen Sammlungen und zusätzlichen genetischen Untersuchungen war klar, dass es sich um eine bislang unbekannte Flechtenart handeln muss. Eine wissenschaftliche Beschreibung veröffentlichte sie kurz darauf gemeinsam mit ihrem Mann Burkhard Leh, dem Flechtenexperten Holger Thüs und dem Botaniker Eberhard Fischer in der Fachzeitschrift „Phytotaxa“. Die neue Flechte bekam den wissenschaftlichen Namen Verrucaria hunsrueckensis – Hunsrück-Warzenflechte, aufgrund der kleinen Knötchen, die an Warzen erinnern.
Seltener Fund in Mitteleuropa
Die Entdeckung ist eine kleine Sensation, denn die Flechtenflora in Mittleuropa gehört zu den bekanntesten weltweit. „Das ist schon eine Rarität, dass man hier noch eine neue Art finden kann“ erklörte Holger Thüs in einer Pressemeldung. Mit dem Fund wird noch einmal deutlich, wie bedeutungsvoll die Waldhänge im Nationalpark Hunsrück-Hochwald für den Naturschutz sind. Insgesamt 90 Flechtenarten wurden von dem Ehepaar im Sommer 2015 in dem Nationalpark erfasst. Bis zuletzt blieb der Fund einer grünlich-braunen Flechte auf Taunusquarzit-Gestein rätselhaft. Im Abschlussbericht wurde sie von der Biologin als „Verrucaria spec.“ notiert. Also eine nicht näher bestimmte Art der Gattung Verrucaria. In den anschließenden Analysen wurde dann deutlich, dass es sich um eine bisher unbekannte Art handeln muss. Den ortsspezifischen Namen Verrucaria hunsrueckensis erhielt die Flechte, da sie bislang an keinem anderen Ort gesichtet wurde. Damit handelt es sich, zumindest bis jetzt, um eine endemische Pflanze, die nur in einer bestimmten Region auftaucht.
Die Flechte ist ein Überlebenskünstler
Weltweit sind aktuell rund 20 000 verschiedene Flechten klassifiziert, 2000 davon sind auch in Deutschland ansässig. „Flechten sind Überlebenskünstler“, erklärte Killmann. Sie wachsen auf nacktem Gestein, der Antarktis oder Wüsten. Dort, wo andere Pflanzen nicht mehr überleben. Flechten exisitieren wahrscheinlich schon seit mehr als 600 Millionen Jahren und haben sich weltweit einen riesigen Lebensraum erschlossen. Sie sind eine Gemeinschaft aus Pilzen und Algen, wobei der Pilz, meist ein Schlauchpilz, als Grundlage für die Versorgung der Grün- und Blaualgen dient. Über ihn erhalten die Algen Mineralstoffe, Wasser, Kohlendioxid aber auch Schutz vor Austrocknung, UV-Strahlung und Tieren. Der Nutzen ist allerdings gegenseitig: Bis zu 40 Prozent der Kohlenhydrate, die bei der Photosynthese der Algen entstehen, werden an den Pilz abgegeben.