Die bundesweite Befragung „Technikradar 2020“ förderte zutage, dass die Deutschen mehrheitlich den Klimaschutz vorantreiben möchten. Im selben Atemzug sind allerdings nur vergleichsweise wenige dazu bereit, Verzicht zu üben.
70,2 Prozent der Deutschen vertreten die Auffassung, dass die Bundesrepublik beim Klimaschutz mit gutem Beispiel vorangehen sollte. Noch mehr – 74,4 Prozent – sind sogar überzeugt davon, dass hierfür Konsum-Einschränkungen notwendig seien. Nichtsdestotrotz ist die Akzeptanz für persönlichen Verzicht sowie höhere Ausgaben gering. Nur rund ein Drittel würde höhere Steuern für fossile Brennstoffe befürworten. Ebenfalls lediglich ein Drittel unterstützt die These, dass der Staat die Menschen zu umweltgerechtem Handeln zwingen sollte.
Unterdessen steigt die Unterstützungsrate, wenn es nicht um Eingriffe in die individuelle Lebenssituation geht. So geben 59 Prozent der Deutschen an, dass politische Akteure Maßnahmen ergreifen sollten um das Klima zu schützen, selbst wenn die Wirtschaft darunter leide. „Klima retten – ja gern. Dafür auf etwas verzichten? Nein danke“, wie „agrarheute“-Redakteurin Julia Schürer die Ergebnisse der Erhebung überspitzt zusammenfasst.
Wie der Klimaschutz effektiv vorangetrieben werden kann
Die Umweltschutzorganisation WWF betont indes, dass Deutschland den Ausstoß der Treibhausgase bis zum Jahr 2050 stark senken müsse. Aktuell liege der jährliche CO² Ausstoß pro Kopf bei elf Tonnen. In 30 Jahren wiederum müsse es das Ziel sein, so die Argumentation, dass nur noch eine halbe Tonne pro Jahr und pro Kopf ausgestoßen werde. In der Studie „Modell Deutschland – Klimaschutz bis 2050“ beschreibt die Organisation, wie das Ziel erreicht werden könne.
Demnach sei es zwingend vonnöten, den Klimawandel zu bremsen. Andernfalls sei es nicht möglich, die Lebensgrundlagen zu bewahren. Alle Staaten seien hierbei gefragt: „Der Ausstoß an klimaschädlichen Treibhausgasen muss dafür global um 80 Prozent gegenüber 1990 sinken. Die Industrieländer müssen ihre Treibhausgase bis 2050 sogar um 95 Prozent reduzieren“, wie es in der Studienzusammenfassung heißt.
Die Forscher betonen indes, dass insbesondere von Deutschland eine Vorreiterrolle ausgehen könne. So sei es möglich, internationale Prozesse der Klimaverhandlungen „zu stimulieren“. So fordert der WWF die Bundesregierung dazu auf, darauf hinzuwirken, dass die Europäische Union ihre Emissionen „praktisch auf null“ zurückführt. Ferner sei es notwendig, dass Entwicklungs- und Schwellenländer bei Klimaschutzmaßnahmen unterstützt werden. In der Studie werden allerdings zu großen Teilen Maßnahmen diskutiert, die nur mittelbar in die Freiheit der Einzelnen eingreifen. Für besonders wichtig erachten die Wissenschaftler die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien am gesamten Primärenergieaufkommen.
Klimaschutz wird Menschen immer wichtiger
Wendet man sich anderen Individualdaten zu, dann tritt abermals zutage, dass Klimaschutz den Bürgern durchaus wichtig ist. Nach einer Erhebung des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamtes nimmt die Bedeutung sogar stetig zu. Im vergangenen Jahr gaben 68 Prozent der Deutschen an, dass der Umwelt- und Klimaschutz eine zentrale Herausforderung sei. Kein anderer Bereich wurde für wichtiger erachtet. Auf dem zweiten Platz rangiert das Thema Bildung (65 Prozent), gefolgt von Fragen der sozialen Gerechtigkeit (63 Prozent).
Allerdings sind lediglich 27 Prozent der Deutschen der Auffassung, dass die Bürgerinnen und Bürger genug tun, um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten. Auch hier scheint sich das Muster zu bestätigen. Der Schutz des Klimas ist den Menschen wichtig, an dem konkreten Umsetzungswillen scheitert es jedoch – vor allen Dingen dann, wenn persönlicher Verzicht damit einhergeht.
Bild: Peter Toporowski/Flickr