Der Deutsche Umweltpreis (DBU) ist einer der größten unabhängigen Wissenschaftspreise in Europa. Diese Woche wurde er in Erfurt zum 26. Mal verliehen. Vergeben wurde der mit 500.000 Euro dotierte Preis ging an eine Meeresbiologin und ein Forscherteam aus Leipzig.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verlieh die Preise gemeinsam mit der Parlamentarischen Staatssekretärin des Bundesumweltministeriums und DBU-Kuratoriumsvorsitzende Rita Schwarzelühr-Sutter. Die Meeresbiologin Prof. Dr. Antje Boetius war eine der Preisträgerinnen. Ein interdisziplinäres Forscherteam aus Abwasser-Experten erhielt ebenfalls die renomierte Auszeichnung. Der Deutschte Umweltpreis wird jährlich an Menschen verliehen, deren Einsatz und Leistungen entscheidend und in vorbildhaft zur Erhaltung und zum Schutz unserer Umwelt beitragen. In diesem Jahr begründete die Jury ihre Entscheidung mit der wichtigen Rolle, die Wasser in unserem Umweltkreislauf und unserem Leben einnimmt. Beide der prämierten Forschungen leisten einen entscheidenen Beitrag für den zukünftigen Schutz der Ozeane und des Trinkwassers.
Tiefsee-Bakterien schützen vor dem Klimawandel
Die Tiefsee- und Polarforscherin Antje Boetius konnte mit ihrer Forschung die Bedeutung von Tiefsee-Bakterien für das Weltklima belegen. Die Jury des Deutschen Umweltpreis lobte sie, als eine „ herausragende Wissenschaftlerin mit einem außerordentlichen Talent für das fachübergreifende Verständnis systemischer Prozesse in den weltweiten Ozeanen und für das Vermitteln der Zusammenhänge“. Boetius konnte zeigen, dass Tiefsee-Bakterien verhindern, dass Teile des umweltschädlichen Methans vom Ozean in die Atmosphäre übergeht. Sie sind der größte Wärmespeicher des Planeten und helfen somit, dass sich die Erde nicht noch schneller erhitzt. Denn der Klimawandel hat den Meere bereits stark zugesetzt. Die Gebiete, in denen es an Sauerstoff mangelt, sogenannten Todeszonen, breiten sich immer weiter aus. Die über 245.000 Quadratkilometer großen Gebiete gefährden den Bestand von vielen Lebewesen.
Tiefsee durch Bergbau bedroht
Ziel ihrer Arbeit sei es beispielsweise, dazu beizutragen, dass die noch kaum erforschte Tiefsee dem Tiefseebergbau und seinen zerstörerischen Verfahren zum Opfer fällt, erklärte Boetius bei der Verleihung. Im Tiefseebergbau werden Rohstoffe wie Mangan, Eisen, Kobalt und seltene Metallen abgebaut. Dabei wird massiv in die Umwelt der Tiefsee eingegriffen. Boetius forderte, dass man die Ozeane als Teil des Planeten und des gesellschaftlichen Handelns verstehen sollte. Das vielfältige Leben im Meer und in den Polarregionen sei eine wichtige Zukunftsressource, die stärker geschützt werden müsse.
Wasserknappheit bekämpfen
Den zweiten Deutschen Umweltpreis erhielt eine Forschergruppe des Departments „Umwelt und Biotechnologisches Zentrum“ des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung. Gemeinsam mit dem Initiator des Bildungs- und Demonstrationszentrums für dezentrale Abwasserbehandlung, Hirschfeld leisteten sie in Jordanien Pionierarbeit. Jordanien ist eines der drei Länder mit der größten Wasserknappheit. Nicht nur die Umweltbedingungen sind Ursache des Mangels an Wasser. Jordaniens Bevölkerung ist durch Geflüchtete aus Syrien in zehn Jahren um 70 Prozent angestiegen. Das Projekt leistete einen wichtigen Beitrag zur Selbsthilfe und erhielt dafür den Deutschen Umweltpreis. Die Jury lobte das interdisziplinäre Team, dafür, dass es in der praktischen Umsetzung aktiv zugepackt habe und in den Bereichen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft beratend, vermittelnd und informierend agiert habe,
Deutscher Umweltpreis für Abwassersystem
Mit einem flexiblem und dezentralem Abwassersystem, entwickelte das Team eine Möglichkeit, um bestehende Wasserversorgungssysteme zu ergänzen. Durch den Anbau kann das Abwasser direkt am Entstehungsort behandelt werden und das Grundwasser vor Verunreinigungen geschützt werden. Damit wird Trinkwasser als Ressource gesichert. Die Entwicklung ist von weltweiter Bedeutung, denn schätzungsweise konsumieren zwei Milliarden Menschen mit Fäkalien verunreinigtes Wasser. Der Mangel an sauberem Wasser, oder Wasser überhaupt, ist eine der globalen Fluchtursachen. Nur durch die Überwindung der Grenzen zwischen Natur-, Ingenieur- und Sozialwissenschaften, vor allem aber zwischen Forschung und Praxis war die bahnbrechende Innovation möglich, so die Jury.