Das Leben junger Roten Eichhörnchen in der kanadischen Yukon-Region ist geprägt von harten Wintern, Nahrungsmangel und der ständigen Gefahr durch Raubtiere. Eine neue Studie der University of Arizona zeigt nun, dass frühe Erlebnisse mit solchen Herausforderungen die Lebenserwartung der Nager deutlich verkürzen können. Die Forscher erkennen hierbei auch Parallelen zum Menschen.
Jahrzehntelanges Eichhörnchen-Projekt
Seit über 30 Jahren untersucht und beobachtet das Kluane Red Squirrel Projects tausende wildlebende nordamerikanische Rote Eichhörnchen. Die nun im Fachmagazin Proceedings of the Royal Society B Biological Sciences veröffentlichten Ergebnisse offenbaren, dass Eichhörnchen, die ihr erstes Lebensjahr überstehen, durchschnittlich etwa dreieinhalb Jahre leben. Frühe Widrigkeiten können jedoch die Lebenserwartung um mindestens 14 % verkürzen.
Interessanterweise konnte das Forschungsteam feststellen, dass Nahrungsüberflüsse, die alle drei bis sieben Jahre auftreten, die negativen Auswirkungen früher Lebensherausforderungen unterbrechen können. „Wenn ein Eichhörnchen ein hartes erstes Lebensjahr hatte und im zweiten Jahr einen Nahrungsüberfluss erlebt, lebte es genauso lange – wenn nicht sogar länger – trotz früher Widrigkeiten“, so Lauren Petrullo, Assistenzprofessorin für Ökologie und Evolutionsbiologie in einer Pressemitteilung der Universität.
Für ihre Untersuchungen simulierten die Wissenschaftler einen Nahrungsüberfluss, indem sie den wilden Eichhörnchen im Yukon Erdnussbutter als zusätzliche Nahrungsquelle anboten. Der Einfluss dieser Maßnahme auf die Lebenserwartung der Nagetiere hielt sich aber in Grenzen. „Das legt nahe, dass der Puffereffekt, den wir sehen, nicht wirklich nur mit einer Zunahme der verfügbaren Kalorien zu tun hat“, so die Forscherin weiter. „Es geht wahrscheinlich um Verschiebungen in der Dynamik auf Populationsebene, wie etwa Konkurrenz“.
Parallelen zwischen Eichhörnchen und Menschen
Die Erkenntnisse über die Roten Eichhörnchen spiegeln laut den Biologen wider, was über die Auswirkungen früher Lebensherausforderungen auf die Lebensdauer von Menschen und anderen Primaten bekannt ist. „Menschen unterscheiden sich stark darin, wie anfällig oder widerstandsfähig sie gegenüber Herausforderungen in der frühen Entwicklung sind“, erklärt Petrullo. „Unsere Studie zeigt, dass die künftige Umweltqualität ein wichtiger Faktor sein könnte, der erklärt, warum manche Menschen anfälliger oder weniger anfällig für die Folgen von Widrigkeiten in der frühen Kindheit zu sein scheinen“.
Die Forscher möchten nun die genauen Mechanismen entschlüsseln, die die frühen Entwicklungsbedingungen der Tiere mit ihrer späteren Überlebensfähigkeit verbinden. Sie gehen davon aus, dass sie mit fortschreitendem Klimawandel und den sich ändernden Mustern von Nahrungsüberflüssen wichtige Einblicke in die Anpassungsfähigkeit der Eichhörnchen Tieren an zunehmend herausfordernde Umgebungen gewinnen dürften. Was sie dabei lernen, könnte auch das wissenschaftliche Verständnis der menschlichen Psychologie erweitern.