Zurzeit erleben Seeigel eine tödliche Pandemie. Die Meeresbewohner erleiden dabei eine ausgesprochen seltene Krankheit, dessen Ursprung bisher unbekannt ist. Ein Forschungsteam glaubt nun jedoch zu wissen, woran die Meeresbewohner sterben.
Fast weltweit sterben Seeigel – die Pandemie breitet sich aus
Vor einigen Monaten begann das Sterben der Seeigel im Roten Meer. Nach kurzer Zeit begann es dann auch im Mittelmeer. Forscher und Taucher fanden regelmäßig hunderte tote Diademseeigel.
Da die Tiere einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Korallenriffe beitragen, machte es sich eine Gruppe von Wissenschaftlern zur Aufgabe herauszufinden, was die tödliche Pandemie ausgelöst hat. Vor wenigen Wochen veröffentlichte das Team ihre Untersuchungsergebnisse über Royal Society. Hier schreiben die Forscher: „Dies ist der erste Bericht über die Massensterblichkeit von D. setosum. Die Sterblichkeit erstreckt sich über 1000 km entlang der levantinischen Küste Griechenlands und der Türkei. Die aktuelle Sterblichkeit zeigt ähnliche Pathologien wie zuvor gemeldete Diadema-Massensterblichkeitsereignisse, was auf eine pathogene Infektion als Todesursache hindeutet.“
Parasiten im Verdacht
„Diese Pathologien scheinen einzigartig zu sein und unterscheiden sich im Aussehen von anderen Pathologien, die mit Echinoid-Tödlichkeit verbunden sind – wie Raubtier, osmotischer Stress oder Hitzeschock“, schreiben die Wissenschaftler in der Veröffentlichung. „Darüber hinaus wurden in den Tagen vor den Todesfällen keine Stürme oder starke Regenfälle verzeichnet.“ Somit schlossen die Wissenschaftler also Umwelteinflüsse oder das Eingreifen der Menschen als Todesursache der wichtigen Tiere aus. Auch die Tatsache, dass sich die Pandemie so schnell ausgebreitet hat, unterstreicht den Verdacht, dass es sich um einen natürlichen Feind handeln muss.
Um ihre These zu beweisen, mussten sich die Wissenschaftler auf das Ausschlussverfahren verlassen. Denn Proben eines toten Tieres gibt es bisher nicht. Dennoch fallen zahlreiche Faktoren als Todesursache weg.
„Zunächst dachten wir, es handele sich um eine Art Verschmutzung oder Vergiftung oder um einen lokalen Chemieunfall, der von der Industrie und den Hotels im Norden des Golfs von Akaba ausging“, so der Biologe Omri Bronstein laut einem Beitrag von Scinexx. Aufgrund der Vielzahl an toten Tieren und der Geschwindigkeit, mit der sich die Pandemie bisher ausgebreitet hat, gehen die Forscher nun aber davon aus, dass es sich bei der Erkrankung um eine seltene Form handeln muss, die von Parasiten ausgelöst wird. Die Biologen entwickelten diese These, da auch zahlreiche Tiere starben, die sich in Gefangenschaft befanden und keinerlei Kontakt zu freilebenden Seeigeln hatten.
Zucht als Lösung
Der Krankheitserreger würde demnach über das Wasser übertragen. „Innerhalb von nur zwei Tagen verwandelt sich ein gesunder Seeigel in ein Skelett mit massivem Gewebeverlust. Während einige Leichen an Land gespült werden, werden die meisten Seeigel gefressen, während sie sterben und sich nicht wehren können“, so Bronstein weiter.
Die Forschungsgruppe erläutert, wie schlimm es um die Tiere steht. „Wir sagen voraus, dass innerhalb kurzer Zeit die gesamte Seeigelpopulation sowohl im Mittelmeer als auch im Roten Meer erkranken und sterben wird.“ Angesichts dessen ziehen sie den Aufbau einer Zuchtpopulation in Erwägung, der den Bestand der Seeigel in Zukunft retten soll.