Ein Forscherteam misst in Zentral- und Nordgrönland die wärmsten Temperaturen des letzten Jahrtausends. Die aktuellen Entwicklungen geben ihnen Grund zur Sorge.
Temperaturdaten eines Jahrtausends
Der grönländische Eisschild spielt aufgrund seiner Größe, seiner Strahlungseffekte und seiner Süßwasserspeicherung eine zentrale Rolle im globalen Klimasystem. Neue Daten der Wetterstationen im Gebiet zeigen, dass sich die Küstenregionen erwärmen.
Der genaue Einfluss der globalen Erwärmung auf den zentralen Teil des Eisschilds ist noch unklar, da Langzeitbeobachtungen bisher fehlten. Ein Team aus Forschenden des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven hat nun durch systematische Neubohrungen eine qualitativ hochwertige Rekonstruktion der Temperaturen in Zentral- und Nordgrönland von 1000 n. Chr. bis 2011 erstellt. Dabei haben sie Daten von 21 jährlich aufgelösten Aufzeichnungen der relativen stabilen Isotopenzusammensetzung aus Zentral- und Nordgrönland zusammengestellt, wie in der Fachzeitschrift Nature berichtet wird.
Das Team um Wissenschaftlerin Maria Höhrhold konnte dabei zeigen, dass die Erwärmung im jüngsten rekonstruierten Jahrzehnt mit „ziemlicher Sicherheit den Bereich der vorindustriellen Temperaturschwankungen im vergangenen Jahrtausend übersteigt“. Damit seien die Temperaturen im Durchschnitt um etwa 1,5 Grad Celsius wärmer als noch im 20. Jahrhundert. Diese Entwicklung gehe über natürliche Schwankungen heraus und resultiert in einem langfristigen Erwärmungstrend, der seit 1800 nachweisbar ist, argumentiert die Forschungsgruppe.
Globale Erwärmung schreitet voran
Diese unverhältnismäßige Erwärmung der Region geht mit einem verstärkten Abfluss des grönländischen Schmelzwassers einher, was darauf hindeutet, dass der menschengemachte Klimawandel auch dort angekommen ist. Dies könnte den Massenverlust des Landes in Zukunft weiter beschleunigen.
Generell schreitet die Erderwärmung durch anthropogene Einflüsse schnell voran, so ist die globale Durchschnittstemperatur im zweiten Jahrzehnt des einundzwanzigsten Jahrhunderts um 1 °C über das vorindustrielle Niveau gestiegen. Regional gesehen ist die Erwärmung in der Arktis am stärksten zu beobachten, insbesondere im Winter. Um jedoch quantifizieren zu können, wie außergewöhnlich die kürzlich gemessenen Temperaturveränderungen sind, müssen sie in den Kontext vergangener Temperaturen und natürlicher Klimavariabilität gestellt werden, was das Team in Grönland erstmals bewiesen hat.
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