Mehrere europäische Länder haben ein sehr hohes Niveau des radioaktiven Elementes Ruthenium-106 in der Atmosphäre festgestellt. Es scheint, dass diese Kontamination von der russischen Nuklearanlage Maïak stammt. Russland hat den Spitzenwert der Chemikalie in dieser Gegend bestätigt, verneint aber einen nuklearen Unfall.
Ende September dieses Jahres stellten viele europäische Überwachungssysteme für Radioaktivität in der Luft eine hohe Konzentration von Partikeln des sehr seltenen radioaktiven Elements Ruthenium-106 fest. In Westeuropa waren die Werte kaum feststellbar (Tausendstel oder Millionstel Becquerel) und stellten daher kein Gesundheitsrisiko für die lokale Bevölkerung dar. Allerdings kommt Ruthenium-106 normalerweise in der Luft kaum vor, was zu weiteren Untersuchungen führte.
„Ruthenium-106 kommt in der Natur nicht vor, also muss es durch menschliche Aktivitäten produziert und in die Luft ausgestoßen worden sein,“ sagte Jean-Marc Peres, stellvertretender Leiter der Abteilung für Gesundheit und Umwelt am französischen Institut für Strahlenschutz und nukleare Sicherheit (IRSN). Bei der Untersuchung des Ursprungs der Verschmutzung fanden die IRSN in Frankreich und das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) heraus, dass sie aus dem Süden Russland stammte. Allerdings bestritt man dort sofort jegliche Verantwortung.
Am Montag gab die russische Agentur für Meteorologie, Rosguidromet, jedoch bekannt, dass ihre Beobachtungsstationen in Arguaïach und Novogorny Ende September „extrem hohe“ Werte dieses chemischen Elements in mehreren Regionen des Landes aufgezeichnet hätten. Die höchsten Werte (und zwar das 986-fache des Wertes vom vorangegangenen Monat) wurden in einem kleinen Dorf im Süden des Urals gemessen, das nur 30 km von der in Maïak gelegenen Nukleareinrichtung liegt. Hier fand bereits 1957 einer der schlimmsten Nuklearunfälle statt und die Einrichtung ist heute eine Wiederaufbereitungsanlage für nuklearen Brennstoff.
Als Reaktion auf die Nachrichten hat Rosatom, der staatliche Atom-Konzern, der jede Nukleareinrichtung im Land umfasst, am Dienstag eine Erklärung herausgegeben, die feststellt, dass sich „kein Fehler oder Unfall“ in seinen Einrichtungen ereignet hat. Allerdings ist die ganze Geschichte laut Yves Marignac, Leiter von Wise-Paris, einer französischen Behörde für Energiestudien, „atemberaubend“. Er stellte fest, dass die Fakten auf „einen größeren nuklearen Zwischenfall“ hinweisen, „der verheimlicht wurde. (…) In Frankreich wäre er ohne Zweifel als Stufe-5-Priorität auf der siebenstufigen Skala eingestuft worden.“
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