Auch die Pflanzenwelt muss sich wegen des Klimawandels umstellen. Biologen der Universität Jena haben untersucht, welchen Einfluss der Klimawandel auf die Blütezeiten von Pflanzen nimmt. Es zeigt sich: Viele Pflanzen öffnen ihre Blüten heute deutlich früher, als noch vor zehn Jahren.
An 18 Standorten in Europa und Nordamerika erforschten sie, wie insgesamt 550 Pflanzenarten auf die veränderten Bedingungen reagieren. Hierbei stellte sich heraus, dass vor allem die kleinen Gewächse echte Frühstarter sind. Bäume hingegen zeigten die stärkste zeitliche Verschiebung ihres Blühbeginns. Allgemein ließe sich eine globale Veränderung der Blütezeit beobachten, mit einer Tendenz zu einer immer früheren Blüte. Bereits jetzt reagierten vier von fünf Pflanzenarten auf den Klimawandel mit einem früheren Blütenbeginn, ein Fünftel wiederum blüht heute später als früher.
Unterschiedliche Reaktionen auf den Klimawechsel
Patrizia König aus der Forschungsgruppe erklärt: „Auch wenn sie im gleichen Habitat wachsen, reagieren unterschiedliche Pflanzenarten auf geänderte Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse recht verschieden.“ Demzufolge konnte bei Bäumen aber auch Sträuchern eine besonders große Veränderung des Zeitraums der Blüte festgestellt. Hierbei wurden Verschiebungen von bis zu drei Wochen in innerhalb von zehn Jahren gemessen. Ebenfalls deutliche Veränderungen wurden vor allem bei schnell wachsenden Gräsern und Kräutern beobachtet. Im Gegensatz zu langsam wachsenden Pflanzenarten sei eine Vorverlegung der Blütezeit deutlich vorangeschritten.
Die Forscher kamen außerdem zu dem Schluss, dass Pflanzenarten mit besonders kleinen Blättern ihren Blühbeginn besonders weit nach vorne verlegt haben. Die Vermutung ist, dass sich die Pflanzen durch den verfrühten Blütenbeginn einen Vorteil gegenüber ihrer größeren Konkurrenz verschaffen. Für gewöhnlich durch die großen Blätter anderer abgeschirmt, können sie ohne ihre großwüchsige Konkurrenz früh vom Sonnenlicht profitieren.
Folgen auch in der Landwirtschaft spürbar
Von den Untersuchungsergebnissen erhoffen sich die Biologen der Universität Jena in Zukunft bessere Aussagen über das Wachstumsverhalten von Pflanzen treffen zu können. Es hat sich deutlich gezeigt, dass Pflanzen verstärkt auf die Veränderungen des Wetters reagieren, um sich anzupassen. Aus den Untersuchungsergebnissen lässt sich auch nachweisen, dass die funktionalen Merkmale einer Pflanze wie Blätter, Größe und Wachstumsrate erheblichen Einfluss auf diese Anpassungen haben.
Eine Veränderung der Blühzeiten von Pflanzen stellt nicht nur Biologen, sondern vor allem Landwirte vor eine Herausforderung. Denn durch die immer früheren wärmeren Temperaturen können sich auch heimische Schädlinge besser vermehren. Möglich ist auch eine Verbreitung von Schädlingen aus südlicheren Regionen. Dies hätte große Auswirkungen auf die Entwicklung neuer Sorten aber auch des Einsatzes von Schädlingsbekämpfungsmitteln. Auch eine Ansiedlung neuer Pflanzenarten ist möglich. Dies könnte in Zukunft bedeuten, Mandarinen auch in Deutschland anbauen zu können.