Libellen sind die am schnellsten fliegenden Insekten, sie können minutenlang an einer Stelle in der Luft schweben und wechseln ihre Richtung so schnell wie kein anderes Tier. Doch die bunt schimmernden Flitzer der Lüfte sind nicht nur vom Klimawandel bedroht, auch der Mensch dringt immer weiter in ihre Lebensräume vor. Gegenüber Spektrum äußert sich der Biologe Frank-Josef Schiel besorgt: „Von den 81 heimischen Arten stehen 35 auf der Roten Liste und Vorwarnliste gefährdeter Insekten“. Das sind nur die Zahlen für Deutschland, doch auch im Rest der Welt sieht es für die Libellen nicht besser aus.
Der Lebensraum der Libellen wird zerstört
Der Libellenspezialist untersucht den Bestand und den Lebensraum der kleinen Tiere in Deutschland. Der Forscher und Mitgründer des Institutes für Naturschutz und Landschaftsanalyse setzt sich schon lange für den Schutz der Tiere ein. So entdeckte er auf Reisen in Peru eine neue Libellenart und gab ihr den Namen Protallagma hoffmannii. Auch in Malaysia und in den Philippinen entdeckte er bisher unbekannte Arten, die nun auf die Namen Leptogomphus schieli und Pseudagrion schieli hören.
Doch mit den Neuentdeckungen könnte es bald vorbei sein. Die IUCN veröffentlichte im Dezember 2021 eine neue Rote Liste und schrieb dazu „Die Zerstörung von Feuchtgebieten treibt weltweit den Rückgang der Libellen voran“, wie Spektrum berichtet. Die Einschätzungen zeigen, dass 16 % der Libellenarten vom Aussterben bedroht sind. In Süd- und Ostasien sind es ein Viertel aller Arten.
Diese besorgniserregenden Entwicklungen seien auf das Trockenlegen von Flüssen, Feuchtgebieten und Regenwäldern zurückzuführen, denn Libellen leben in der Nähe von Sümpfen, Flüssen oder Seen. In einer Mitteilung der IUCN heißt es hierzu: „Ihr Rückgang ist symptomatisch für den weitverbreiteten Verlust der Sümpfe und frei fließenden Flüsse, in denen sie vorkommen, was hauptsächlich auf die Ausbreitung nicht nachhaltiger Landwirtschaft und Urbanisierung auf der ganzen Welt zurückzuführen ist“.
Die Menschen und der Klimawandel machen den Libellen zu schaffen
Franz-Josef Schiel stellt bei Untersuchungen und Zählungen der Tiere immer öfter fest, dass es in Deutschland immer mehr Libellenarten gibt, die normalerweise in südlicheren Gebieten leben. Das liegt daran, dass es überall auf der Welt wärmer wird.
Dieser Effekt ist auch umgekehrt zu beobachten. Arten, die es etwas kühler mögen, finden sich in Deutschland immer weniger. Die Alpen-Mosaikjungfer, welche sich in kühleren Temperaturen wohlfühlt, ist inzwischen ausgestorben.
Nicht nur die zunehmenden Temperaturen, sondern auch das Austrocknen von Bächen und Flüssen ist für die Tiere mit verheerenden Folgen verbunden. Kleine Seen und andere Gewässer trocknen jedes Jahr immer wieder aus und somit verschwinden Lebensräume und Nahrungsquellen für die Libellen.
Libellen sind genauso wie jedes andere Insekt Teil von einem Nahrungskreislauf, welcher durch das Aussterben der Tiere gestört wird, was weitere Schäden zur Folge hat. Die hübschen Superflieger sind somit nur Teil einer erschreckenden Entwicklung, denn laut einer Studie, die in der Fachzeitschrift Plos one veröffentlicht wurde, ist die gesamte Insektenpupulation in den vergangenen 30 Jahren um bis zu 80 % zurückgegangen.
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