Können Reptilien doch mehr Geräusche hören als bisher angenommen? Damit beschäftigt sich eine neue Studie aus Australien.
Reptilien hören wohl mehr als bisher angenommen
Obwohl Schlangen keine sichtbaren Ohren besitzen, sind sie nicht taub. Es gibt bereits einige wissenschaftliche Hinweise darauf, dass Schlangen durch schallinduzierte Kopfvibrationen hören können, aber wie die Reptilien auf natürliche Weise auf Geräusche reagieren, ist noch unklar.
Die von der Universität Queensland geleitete Studie, die kürzlich im Fachjournal Plos One erschien, konnte nun zeigen, dass Schlangen nicht nur auf Bodenvibrationen, sondern auch Luftschall hören und darauf reagieren können. Die Wissenschaftler identifizierten in ihrer Forschung insgesamt acht verschiedene Verhaltensweisen als Geräuschreaktionen auf Schallfrequenzen. Darunter waren beispielsweise Zischen, Fixieren, Kopfzucken oder vorsichtiges Erkunden. Alle Reaktionen der Schlangen waren stark gattungsabhängig, was darauf hindeutet, dass solche Reaktionen auf Geräusche möglicherweise vererbbare und umweltbedingte Verhaltensweisen sind. Die Ergebnisse geben damit neue Auskünfte über das Verständnis des Gehörs dieser Reptilien.
Christina Zdenek und ihr Team von der Fakultät für Biologische Wissenschaften der Universität in Queensland untersuchte 19 australische Schlangen aus fünf Gattungen in einem schalldichten Raum. Dabei wurden den in Gefangenschaft gezüchteten Tieren nacheinander drei verschiedene zufallsgenerierte Tonfrequenzen über Lautsprecher vorgespielt. Das Team beobachtete die Auswirkungen von den Geräuschen auf das Verhalten der Reptilien. Die Verhaltensexperimente wurden bei 27–28º C durchgeführt, also bei Temperaturen, die im normalen Aktivitätsbereich der Schlangen liegen.
Sensorische Wahrnehmung
Trotzdem scheint das Gehör für Schlangen weniger wichtig zu sein als für andere Tiere. Sie verlassen sich eher auf ihren Seh- und Geschmackssinn, so die Forschenden. Darüber hinaus könne der Gehörsinn von Schlangen auch genutzt werden, um die Beute gezielter treffen zu können. Dies glauben die Forscher, da gerade Schlangen, die ihre Beute sonst aus einem Hinterhalt angreifen und damit generell weniger Bewegung auf sich nehmen, auf Geräusche eher mit Einfrieren reagieren. So soll selbst die hochgiftige australische Brown Snake in etwa der Hälfte der Fälle auf Geräusche mit stillstehen reagieren.
„Dennoch könnte das Gehör dennoch eine wichtige Rolle bei der sensorischen Wahrnehmung und dem Verhalten von Schlangen spielen, wenn es darum geht, Beute zu machen und Raubtiere zu meiden“, so vermutet das Team um Dr. Zdenek, da das Gehör die Reptilien vor herannahenden Prädatoren warnen kann. „Die weitgehende Übereinstimmung der Verhaltensweisen unserer in Gefangenschaft gehaltenen Schlangen, mit denen in freier Wildbahn, lässt darauf schließen, dass die Verhaltensreaktion dieser Gattung – und vielleicht vieler oder aller anderen Schlangengattungen – eine angeborene Reaktion und keine erlernte ist“, so Zdenek.
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