Marimo sind vorrangig bei Aquarienbesitzern bekannt und beliebt. Bei ihnen handelt es sich um Algenbälle, die einen Durchmesser von bis zu 30 Zentimeter erreichen können. Obwohl sie in Aquarien häufig genutzt werden, stellen sie in der Natur eine Seltenheit dar. Nur durch die langsamen Wasserbewegungen einzelner Seen können die pflanzenartigen Lebewesen in ein Bällchen gebündelt werden. Doch aufgrund des Klimawandels könnte ihr Anblick in der freien Wildbahn laut einer neuen japanischen Studie bald der Vergangenheit angehören. Eine Fachpublikation, die jüngst im „International Journal of Melcular Sciences“ erschien, legt nahe, dass eine intensive, lange Sonnenbestrahlung für die Marimo den sicheren Tod bedeuten könnte.
Marimo sind vom Aussterben bedroht
Der Lake Akan liegt umgeben von einer atemberaubenden Szenerie auf der japanischen Insel Hokkaido. Im Sommer ist die Landschaft saftig grün, im Winter von Schnee und einer dicken Eisschicht bedeckt. Berühmt ist der Nationalpark, in dem der See liegt, jedoch vor allem für die besagten Marimo-Algenbälle, die in diesem Teil der Erde besonders häufig vorkommen. Doch die Algen gelten als vom Aussterben bedroht und auf der ganzen Welt sinkt die Population.
Der neue Fachartikel untersuchte das Sterben der Algen genauer. „Wir wussten schon zuvor, dass Marimo grelles Sonnenlicht im warmen Sommerwasser überleben kann, doch die photosynthetischen Eigenschaften der Algenbälle während kalter Wintertemperaturen wurden bisher noch nicht untersucht“, erklärt Co-Autor Masaru Kono in einer Pressemitteilung. „Wir wollten herausfinden, wie die Algen auf niedrige Temperaturen und starken Sonnenschein reagieren.“
Algen starben nach starker Lichtexposition ab
Für ihre Analyse untersuchten die Forschenden im ersten Schritt den Lake Akan. So überprüften sie beispielsweise die Wassertemperatur, mit und ohne Eisbedeckung. Am Ende der Feldarbeit sammelten sie mehrere Algenstränge der Bälle ein und übersetzten diese ins Labor, wo sie gleiche Bedingungen wie im See schafften. Mit künstlichem Licht untersuchten sie die Auswirkungen der Lichteinstrahlung.
„Wir haben demonstriert, dass sich die Zellen der Marimo auch nach sehr starker Sonneneinstrahlung und kühlen Temperaturen (zwei bis vier Grad Celsius) regenerieren können, wenn darauf eine halbe Stunde von moderater Lichtexposition folgt“, so Kono. Wenn die Fasern allerdings für sechs Stunden extremem Sonnenlicht ausgesetzt waren, dann starben die Algen aufgrund der Zerstörung von Photosynthese-Zellen ab.
Eisschicht wird aufgrund der Klimakrise immer dünner
Das stellt ein Problem dar, da die Eisschicht im Winter aufgrund der Klimaerwärmung immer dünner wird. Das Sonnenlicht kann auf diese Weise tiefer in das Wasser dringen. Außerdem strahlt die Sonne mit jedem Jahr länger und intensiver auf den Lake Akan hinab. Wenn der Klimawandel voranschreitet, dann wird man im Nationalpark bald in der Winterzeit zehn Sonnenstunden am Tag zählen.
Als nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler herausfinden, ob das Phänomen der Zellschädigung nur bei einzelnen Algensträngen auftritt oder den gesamten Ball betrifft. Nur durch mehr Forschung könne die Erhaltung der Population noch erreicht werden.