Korallen stehen weltweit aufgrund des Klimawandels und den resultierenden steigenden Temperaturen der Meere vor dem Aussterben. Nun haben Forscher der University of Miami und des Institute of Evolutionary Biology in Barcelona herausgefunden, dass das Überleben dieser faszinierenden Nesseltiere durch winzige Einzeller im Mikrobiom bestimmt wird. Hoffnung macht dabei die Erkenntnis, dass eine einzellige Mikrobe Korallen dabei unterstützen kann, Hitzestress wie das Bleichen aufgrund von Ozeanerwärmung zu überleben.
Bedrohter Architekt der Mittelmeer-Riffe
Für ihre Studie sammelten die Wissenschaftler Korallenproben aus dem Mittelmeer, um ihr Mikrobiom zu analysieren und Hitzestressexperimente durchzuführen. Im Zuge dessen untersuchten sie die Bakterien und Protisten im Mikrobiom einer Weichkorallenart, der violettroten Gorgonie (Paramuricea clavata), bevor sie diese natürlichen Hitzestressbedingungen im Labor aussetzten, um Anzeichen von Sterblichkeit zu untersuchen. In einer Pressemitteilung bezeichnen die Forscher die Korallenart als „wichtigen Architekt der Riffe der gemäßigten Zone des Mittelmeers, der derzeit durch Massensterben im Zusammenhang mit der globalen Erwärmung bedroht ist“.
Bei ihren Untersuchungen stellten die Biologen fest, dass eine Gruppe parasitärer einzelliger Protisten, die sogenannten Syndiniales, in Korallen, die Hitzestress überleben, vergleichsweise häufig vorkommen.
„Dies ist das erste Mal, dass eine Mikrobe, die keine Alge ist, nachweislich die Fähigkeit von Korallen beeinflusst, ein Hitzestressereignis zu überleben“, kommentiert Hauptautor Javier del Campo die Studienergebnisse. „Da Korallen aufgrund des Klimawandels zunehmend mit Hitzestress konfrontiert sind, kann ein besseres Verständnis aller Mikroben, die die Überlebensfähigkeit beeinflussen können, den Naturschützern Aufschluss darüber geben, welche Korallen sie vorrangig behandeln sollten.“
Weniger erforscht als Bakterien
Solche Protisten, oder einzellige Eukaryoten, sind in oft deutlich weniger erforscht als Bakterien, können aber einen großen Einfluss auf die Gesundheit ihrer Korallenwirte haben, so die Forscher. „Das Mikrobiom ist ein wichtiger Bestandteil der Gesundheit des Korallenwirts, und wir sollten alle Mitglieder des Mikrobioms untersuchen, von den Bakterien bis zu den Protisten“, so del Campo. Interessanterweise kommen die Mikroben der Gruppe Corallicolids, häufiger in Korallen vor, die an Hitzestress sterben. Diese Organismen gehören zu Protisten, die eng mit dem Parasiten verwandt sind, der Malaria beim Menschen verursacht.
Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Environmental Microbiology veröffentlicht.