Wissenschaftler von der Universität Berkeley haben eine Möglichkeit gefunden, ohne großen Energieaufwand Wasser aus der Luft zu filtern. Im trockenen Kalifornien scheint eine derartige Methode höchst willkommen zu sein.
160 Länder müssen ihr Wasser schon heute importieren
Das Silicon Valley, das große Tech-Zentrum der USA, ist wieder einmal von einer starken Dürre betroffen. Die Folgen für Mensch und Natur sind erheblich. Einige Landwirtschaftsbetriebe erhalten von den Versorgungsbetrieben mittlerweile kein Wasser mehr. Die Kalifornier sind zudem aufgefordert 15 Prozent ihres Wasserverbrauchs einzusparen.
Omar Yaghi von der Universität Berkeley fand jetzt offenbar eine mögliche Lösung für die große Trockenheit, die immer mehr Staaten auf der Welt betrifft. Er verwandelt Luft zu Wasser. „Es gibt viel Wasser in der Luft, das können wir als Ressource nutzen, um Regionen auf der Welt zu versorgen, die nicht genug Regenwasser bekommen“, so der Chemieprofessor gegenüber dem Hessischen Rundfunk. Und das wären reichlich Länder. 160 Staaten müssten bereits heute ihr Wasser importieren, was auch ein gewichtiges Sicherheitsproblem darstelle.
Wasser aus nur 5 Prozent Luftfeuchtigkeit
Das grundlegende Prinzip hinter Yaghis Methode klingt unglaublich simpel: mithilfe eines Glaskastens und eines neuartigen Materials wird Wasser aus der Luftfeuchtigkeit gewonnen. Dies wird dank eines kristallartigen Materials möglich, dass der Chemieprofessor mit seinen Studenten entwickelte. Der Energieaufwand für die Extrahierung von Wasser aus der Luft sei so äußerst gering. Der Kasten, den das Forscherteam als MOF bezeichnet, sei sogar für einen Aufbau in der Wüste geeignet. „Diese Geräte können Wasser aus zehn Prozent Luftfeuchtigkeit ziehen, sogar fünf Prozent“, so Yaghi. „Das Wasser, das wir gewinnen, ist super-sauber – wenn man es mineralisiert, wird es sogar zu Trinkwasser.“
Die Erfindung könnte kaum zu einem besseren Zeitpunkt kommen. Die Vereinten Nationen berichten, dass der Planet vor einer gewaltigen Trinkwasserknappheit stehe, die sich in rund 30 Jahren extrem zuspitzen dürfte. Schon heute seien viele Entwicklungsländer von Problemen in der Versorgung betroffen, und auch der US-Staat Kalifornien kennt Regionen, die kein Trinkwasser mehr parat halten. So hofft Yaghi, dass sein MOF-Glaskasten in Zukunft in Größe einer Mikrowelle einen Platz in einer gewöhnlichen Küche einnehmen könnte.
Bis zu acht Liter Wasser könnten ihre Besitzer so täglich gewinnen. Größere Wasserboxen könnten für kleinere Gemeinden entwickelt werden und bis zu 20.000 Liter aus der Luft gewinnen. Die Wirtschaft ist bereits hellhörig geworden. Der Konzern General Electric ist für ein Projekt zur Massenproduktion eingespannt. Der Chemieprofessor gibt sich selbstbewusst: „Ich glaube wirklich, dass die Gesellschaft jedes technische Problem lösen kann. Die Menschen sind fähig zu unendlichen Innovationen. Ich bin sehr hoffnungsvoll, dass wir jedes Problem lösen können.“
Israelisches Unternehmen betreibt bereits Air-to-Water-Maschinen
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch das Unternehmen Watergen aus Israel, das seine Air-to-Water-Maschinen bereits in diversen Ländern wie Sierra Leone, Chile oder auch Vietnam aufstellen konnte. Auf der Webseite des Unternehmens heißt es zu einem der Produkte: „der mobile GEN-350 kann überall installiert werden und bis zu 800 Liter Wasser pro Tag produzieren, um Menschen in Regionen ohne einfach zugängliches Wasser zu unterstützen.“
Im Gegensatz zu der neuen Berkeley Entwicklung setzt Watergen allerdings auf eine rotierende Rolle, die die Luft innerhalb des Geräts schnell rotieren lässt, was die Wassertropfen herausspült. Hierfür ist allerdings ein gewisser Energieaufwand vonnöten. Die Betreiber sprechen von Stromkosten zwischen 7 und 15 Cent pro Liter.
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