Immer mehr Plastikmüll landet in den Weltmeeren. Winzige Kunststoffpartikel, sogenanntes Mikroplastik, findet sich somit in fast allen maritimen Lebewesen. Wie viel Müll Wale mit ihrer Nahrung aufnehmen, zeigt sich klar in neuen Kotanalysen.
Winzige Kunststoffpartikel finden sich überall
Heutzutage findet sich Plastik überall. Ob in Produkten wie Verpackungen oder Flaschen, in Shampoos oder Textilien. Die winzigen Partikel lösen sich aus dem Verbund und verschmutzen unsere Umwelt. Da diese nicht zersetzt werden können, werden sie letztendlich über Grundwasser und Flüsse ins Meer getrieben, wo sie heute als mittlerweile als ernsthaftes Problem gelten.
Aufgenommen von kleinsten Lebewesen verbreitet sich der Plastikmüll nach oben durch die ganze Nahrungskette. Vor allem Tiere, die Nahrung aus dem Meerwasser filtern, nehmen riesige Mengen der Partikel auf, was die Gesundheit der Meeresbewohner gefährdet. In einer Studie der Universität Auckland haben Forscher durch Analysen von Walkot untersucht, wie groß die Menge der aufgenommenen Partikeln ist.
Das internationale Team von Wissenschaftlern sammelte, zusammen mit einem Anbieter für Walbeobachtungstouren, im Hauraki Golf in der Nähe von Auckland Kot von Bryde- und Seiwalen und analysierte die Proben. Die Meeresriesen gehören zu den Bartwalen. Sie filtern wie auch Mantarochen oder Walhaie Nährstoffe aus dem Meerwasser und sind deshalb dem Plastik extrem ausgesetzt.
Autorin Laura Zantis erklärt in einer Mitteilung der Universität Auckland ihren Forschungsansatz: „Im Grunde genommen nehmen die Wale beim Fressen ständig Proben von ihrer Umgebung und ihrer Beute. Wir wollten herausfinden, wie viel Mikroplastik sie täglich aufnehmen und ob dieses Mikroplastik in der Nahrung der Wale enthalten ist oder aus dem Wasser stammt, das sie bei der Nahrungsaufnahme verschlucken.“
Großteil des Plastiks in der Ernährung
Durch DNA-Analysen des Walkots konnten die Forscher feststellen, dass vor allem Zooplankton auf dem Speiseplan der Tiere steht. Das Team berechnete, wie viel Mikroplastik ein Mundvoll Plankton enthält. Das Ergebnis war erschreckend. So schätzen die Wissenschaftler, dass ein Wal mit nur einem kräftigen Schluck ungefähr 25.000 Mikroplastik-Partikel aufnimmt. Der Großteil des Plastiks kommt dabei direkt aus der Ernährung: „Die meisten dieser 25 000 Mikroplastikteile in jedem Bissen stammen von Beutetieren, nur etwa 1 von 1000 stammt aus dem Wasser, und das zeigt, wie sich Mikroplastik in der Nahrungskette aufkonzentrieren kann“, sagt Dr. Emma Carroll, Hauptautorin der Studie im Artikel der Universität.
Eine vorhergegangene Studie unter Leitung von Associate Professor Rochelle Constatine zeigte bereits, dass die Wale im Hauraki Golf meist tagsüber fraßen. Aufgrund von Berechnungen schätzen die Experten, dass ein Exemplar mehr als hundert Bissen Essen pro Tag benötigt. Durch das Addieren der Zahlen ergibt seine eine unglaubliche Zahl von über 3 Millionen Plastikpartikel in der Nahrung eines Wals pro Tag.
Den Forschern zu Folge müssen in Studien über Mikroplastik in der Zukunft die Ernährung stärker gewichten als bisher der Fall. „Unsere Ergebnisse bieten eine neue Möglichkeit, die Verschmutzung durch Mikroplastik bei allen filternden Tieren zu messen, um diese globale Bedrohung besser zu verstehen“, fasst Zantis zusammen. „Für die Wale und andere große Filter wie Mantarochen im Hauraki-Golf machen diese Ergebnisse deutlich, dass jetzt gehandelt werden muss, um die weitere Plastikverschmutzung einzudämmen.“
Zur Studie: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0048969721068911?via%3Dihub#!
Bild von Pete Linforth auf Pixabay