
Eine Änderung im Entwurf der Datenschutzrichtlinie für elektronische Kommunikation im Europäischen Parlament könnte Werbeblocker verbieten – ein riskanter Schritt für das bereits fragile Website-Hosting-Geschäft.
Ad-Blocker setzen werbebasierte Geschäftsmodelle im Internet massiv unter Druck. Viele Nutzer nutzen solche Programme und erhalten damit kostenlos Zugang zu Inhalten, ohne dass Online-Unternehmen eine Vergütung aus der Werbung ziehen können. Die Seiten selbst ergreifen Maßnahmen, um sich dagegen zu wehren. Etwa ein Drittel der Top-10.000-Webseiten im Internet hat Maßnahmen gegen Werbeblocker ergriffen – am häufigsten gehören dazu Programme zur Erkennung von Werbeblockern, die verhindern, dass der Nutzer Zugriff auf die Webseite erhält, solange der Werbeblocker aktiviert ist.
Angesichts der EU-Vorschriften scheint es (zumindest soweit es die Europäische Kommission und Artikel 29 der Datenschutzrichtlinie betrifft) vertretbar zu sein, dass die Erkennung eines Werbeblockers eine vorherige Zustimmung des Nutzers erfordert. Das Europäische Parlament hat eine Änderung der ePrivacy-Verordnung, eines künftigen Datenschutzgesetzes, befürwortet, wonach Online-Dienste, die zielgerichtete Werbeanzeigen auf Ihren Seiten anzeigen, den Nutzern „andere faire und vernünftige Optionen“ anbieten müssten, sodass diese Nutzer ohne Werbung auf die Dienste zugreifen könnten. Eine vage Formulierung, die den Weg zu einer Normalisierung von Adblockern ebnet und zu einer Reihe von Zwangsmaßnahmen gegen Freeloader führen könnte.
Dieser Vorschlag würde es Online-Unternehmen verbieten, Nutzer, die Werbeblocker verwenden, einfach zu blockieren. Dem E-Business bliebe also als die einzige Möglichkeit, diese Freeloader zu akzeptieren – und dabei Geld zu verlieren. Sie könnten auch nicht zielgerichtete Anzeigen verwenden, die weniger als die Hälfte des Umsatzes einbringen. Beide Optionen würden höchstwahrscheinlich dem digitalen Start-up-Markt in Europa schaden. Ein dritter Weg bestände darin, Nutzer für werbefreie Dienste bezahlen zu lassen – ein bezahlter Adblocker-Dienst, um die Webseiten-Anbieter zu entschädigen. Aber es ist ungewiss, ob Kunden, die sich daran gewöhnt haben, Dienstleistungen kostenlos wahrzunehmen, bereit wären, dafür zu bezahlen.
Die Änderung dürfte den Schutz der Privatsphäre nicht wesentlich erhöhen – privates Browsen ist neben anderen Diensten bereits verfügbar und tut dem Geschäftsmodell in Gänze keinen Schaden. Vielleicht wird die Kommission eine innovative und praxisnahe Lösung zur Beendigung des Adblocker-Krieges vorlegen. Bisher besteht jedoch das Risiko, dass die derzeit diskutierte Änderung das Finanzierungsmodell beschädigen wird, das es den meisten Verbrauchern, insbesondere den einkommensschwachen, ermöglicht, frei auf Inhalte und Dienste zuzugreifen
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