Bis zu 20 Prozent der Grundwasserbrunnen sind vom Austrocknen bedroht. Dies geht aus einer neuen Studie hervor, welche Ende April im Fachmagazin „Science“ veröffentlicht wurde. Dies könnte tiefgreifende Folgen haben, bis hin zu sozialen Konflikten im Angesicht der prekären Wasserversorgung in einigen Gebieten.
Die Wissenschaftler Scott Jasechko und Debra Perrone von der University of California werteten im Rahmen ihrer Studie Bauunterlagen für fast 39 Millionen Grundwasserbrunnen in 40 Ländern aus. Hierbei hatten sie nicht zuletzt ein Augenmerk auf Standort, Tiefe und Funktion der Brunnen. Dem Ergebnis zufolge reichen zwischen 6 und 20 Prozent der Brunnen „nicht mehr als fünf Meter tiefer als der Grundwasserspiegel„. Dies bedeute, so ihre Ausführungen, dass Millionen von Brunnen Gefahr laufen, trocken zu fallen, sofern der Grundwasserspiegel sinkt. Hiervon seien auch Trinkwasserbrunnen in Nordamerika und Europa betroffen.
Problematische Lage
Bei der Auswertung trat zu Tage, dass neu erbaute Brunnen im Durchschnitt tiefer reichen. Im Angesicht des fallenden Grundwasserspiegels seien jedoch auch die neueren Brunnen nicht tief genug. Noch gravierender: ausgerechnet in jenen Regionen, in denen der Grundwasserspiegel besonders stark fällt, sind die neuen Brunnen nicht tief genug, so die Forscher.
Indes betonen die Studienautoren, dass die zunehmende Wasserknappheit den sozialen Frieden bedroht. Noch tiefere Brunnen seien teurer und benötigen mehr Energie – in zahlreichen Regionen könnten sich dies nur reiche Menschen leisten.
Gemäß dem deutschen Helmholtz Zentrum für Umweltforschung ist auch die Bundesrepublik von Trockenheit betroffen. „In vielen Regionen in Deutschland hat sich ein deutliches Wasserdefizit aufgebaut, besonders in den vergangenen Jahren„, so Dietrich Borchhardt von genanntem Zentrum gegenüber der „Deutschen Welle“. Auch in diesem Winter habe es zu wenig Niederschlag gegeben. Selbst hierzulande müsse man künftig anderes mit Wasser umgehen, „sonst geraten wir demnächst doch in Wasserstress„, so sein Fazit.
Weichen stellen
Allerdings sei Gesellschaft und Politik mitnichten machtlos. Aktuell ist es so, dass Vertreter aus Bergbau, Industrie und Landwirtschaft in den meisten Bundesländern kein Geld für die Wasserentnahme abführen müssen. Dies stellt eine mögliche Stellschraube dar: Eine Einführung einer derartigen Steuer könnte einerseits Motivationsanreiz für einen geringeren Wasserverbrauch darstellen, andererseits könnten die Gelder auch genutzt werden, um entsprechende Wasser-Projekte zu fördern.
Gemäß Unicef haben dieser Tage etwa 2,2 Milliarden Menschen keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser. 785 Millionen hätten wiederum nicht einmal eine Grundversorgung mit Trinkwasser. Dies sei aus zahlreichen Gründen überaus problematisch – beispielsweise auch deshalb, weil sich ohne Wasser und Hygiene Krankheiten besonders schnell verbreiten. Unicef erwartet, dass der Klimawandel die Wasserknappheit künftig verschärft, und infolgedessen auch immer häufiger Konflikte rund um die begrenzte Ressource entstehen.
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