Kolibris sind besondere Tiere. Sie sind bekannt für ihren schnellen und einzigartigen Flügelschlag. Eine Forschungsgruppe der Universität of California, Berkeley, fand nun heraus, dass die Tiere fast ununterbrochen Alkohol zu sich nehmen. Die Quelle: der Blütennektar. Ihre Studie veröffentlichten die Biologen im Fachblatt The Royal Society.
Alkohol im Zuckerwasser
Früchte und Blütennektar sind in der Tierwelt ein beliebtes Nahrungsmittel. Auch die Kolibris setzen auf den süßen und kalorienreichen Snack. Doch der hohe Zuckergehalt der süßen Nahrung kann dazu führen, dass flüssiger Nektar oder Saft in Alkohol umgewandelt wird.
So kann der Nektar einer südostasiatischen Palmenart beispielsweise einen Alkohol-Gehalt von bis zu 3,8 Prozent enthalten. Wie Tiere mit diesem unfreiwilligen Alkoholkonsum umgehen, war bisher unbekannt. Chefautorin Jukia Choi, erklärt, wie das Team diese Frage beantworten wollte:
„Sowohl Frugivore als auch Nektarfresser sind potenziell diätetischem Ethanol ausgesetzt, das von fermentierenden Hefen produziert wird, die Zucker verstoffwechseln. Aber die Verhaltensreaktionen von Nektar fütternden Vögeln auf Ethanol sind unbekannt. Wir untersuchten die Ernährungspräferenz von Anna’s Hummingbirds (Calypte anna) für Ethanol-verstärkte Saccharose-Lösungen.“
Um herauszufinden, ob die Tiere beabsichtigen den alkoholhaltigen Nektar zu trinken und wie sie darauf reagieren, machte das Team einige Tests.
Hochprozentiges ist unbeliebt
Für ihre Untersuchungen fingen die Forscher drei männliche Tiere ein und gewöhnte diese drei Tage lang an die Gabe von Nektar.
Im Anschluss stellten sie die Vögel drei Tage lang vor die Wahl. Sie reichten den Kolibris zwei Nektar-Behälter. Einen mit 0,1-, 1- und einen mit 2-prozentigem Alkohol-Gehalt. Nun beobachteten sie, welchen Nektar die Tiere wählten und wie viel sie daraus tranken.
Die Ergebnisse waren eindeutig. Die Kolibris zeigten an der 2-prozentigen Lösung nur wenig Interesse, wie die Autoren in ihren Ergebnissen beschreiben: „Insgesamt waren die Vögel dem Vorhandensein von 1 % Ethanol im Nektar im Vergleich zu einem 0%-Wahltest gleichgültig, reduzierten aber ihren volumetrischen Verbrauch von 2 % Ethanol.“
Wenn die Tiere lediglich die Wahl zwischen der 1- und 2-prozentigen Lösung hatten, wählten sie jedoch letztere und passten entsprechend die Trinkmenge an.
Kolibris werden nicht betrunken – aber beschwipst
Mit diesen Ergebnissen hatte das Team bewiesen, dass die Tiere in jedem Fall zwischen den verschiedenen Nektar-Arten unterscheiden können. Jetzt hatte das Team die Aufgabe herauszufinden, wie die Kolibris auf den Alkohol in ihrer Nahrung reagierten.
Dafür entnahmen sie den Tieren in den drei Tagen regelmäßig Blutproben. Zu Beginn betonten die Forscher, dass sie davon ausgehen, dass die Vögel an Alkohol gewöhnt sein müssten, da er häufig in der Natur vorkommt.
Die Blutuntersuchungen ergaben jedoch, dass die Tiere einen kontinuierlichen Alkohol-Gehalt im Blut aufwiesen. Im Verhältnis zu ihrer Körpergröße und Gewicht ist jedoch davon auszugehen, dass sie keineswegs betrunken waren. Verglichen mit menschlichen Werten, könnten sie jedoch dauerhaft beschwipst sein. Aufgrund ihres schnellen Stoffwechsels schaffen es die Tiere jedoch, den Alkohol sehr schnell wieder abzubauen.
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