US-Wissenschaftler der University in California konnten im Blut von Neugeborenen 109 verschiedene Industriechemikalien nachweisen. Etwas mehr als die Hälfte dieser Chemikalien wurden noch nie zuvor im Menschen gefunden, so die Forscher.
Die mütterliche Plazenta dient als Schutzbarriere für viele Schadstoffe. Nichtsdestotrotz können einige Chemikalien diese Schranke passieren, wie die Erhebung der US-Forscher aufzeigt. Im Laufe der Studie untersuchten sie das Blut von 30 Mutter-Kind-Paaren sowie Proben aus dem Nabelschnurblut. Im Anschluss verglichen sie die Proben mit einer Datenbank von etwa 3.500 Industrie-Chemikalien.
40 Stück dieser Chemikalien stamme aus Weichmachern, doch auch solche, die vor allen Dingen in Kosmetika, Arzneimitteln, Haushalsmitteln sowie Pestiziden enthalten sind, konnten nachgewiesen werden. Die genaue Verteilung ist der folgenden Infografik zu entnehmen.
Die Forscher halten es für überaus besorgniserregend beziehungsweise für „alarmierend„, dass immer wieder Chemikalien gefunden werden, die von schwangeren Frauen an ihre Kinder weitergegeben werden. „Wahrscheinlich gelangen diese Chemikalien schon seit einiger Zeit ins Blut des Menschen, aber erst mit neuer Technologie können wir immer mehr von ihnen identifizieren„, so ihre Ausführungen.
Dunkle Flecken auf der Wissenskarte
Unter den Chemikalien befinden sich 55 Substanzen, die noch nie zuvor im menschlichen Blut nachgewiesen wurden. Einige hiervon stünden unter dem Verdacht, krebserregend zu sein.
Bei 42 der Chemikalien gebe es bis dato keinerlei Informationen darüber, wo sie produziert werden. Auch die Auswirkungen auf den Menschen seien nicht bekannt. Insbesondere aufgrund dieses Unwissens halten es die Wissenschaftler für zwingend notwendig, dass weitere Forschungsarbeit geleistet wird. Nur dann sei es möglich, potenzielle Gesundheitsrisiken bewerten zu können.
Unterdessen zeigt auch die Deutsche Umweltstudie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, dass sich viele Schadstoffe im Blut befinden. Der Erhebung zufolge seien vor allem zwei nachgewiesene Chemikalien bedenklich: namentlich die „Perfluoroktansulfonsäure“ sowie „Perfluoroktansäure“. Diese befinden sich in 86 Prozent der getesteten jungen Menschen, und dies weit oberhalb der vorsorglichen Gefahrenwerte.
Ein zu hoher Wert der beiden Säuren kann unter anderem dazu führen, dass die Infektions-Neigung erhöht ist, und dass die Impf-Wirkungen gemindert werden. Die beiden Substanzen dürfen zwar in der Europäischen Union nicht mehr hergestellt werden, scheinen jedoch durch den internationalen Handel dennoch in den Umlauf zu gelangen.
Ausmaß der Verbreitung
Nicht zuletzt Fluor-Kohlenstoff-Verbindungen haben das Potenzial, Mensch und Natur zu belasten. Mit jenen Verbindungen werden beispielsweise Kaffeebecher, Einwickelpapier sowie Outdoorjacken beschichtet. Jene Chemikalien konnten sogar im Wasser der Arktis nachgewiesen werden. Hanna Joerss vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht hält dies für bedrückend und besorgniserregend.
Unterschiedliche Wissenschaftler halten es neben einem regionalen Herstellungsverbot kritischer Stoffe für notwendig, eine Kennzeichnungspflicht für Produkte zu etablieren, welche auf dem Heimatmarkt erhältlich sind. In diesem Fall können sich Verbraucher bewusst für oder gegen den Kauf solcher Produkte entscheiden.