Vor wenigen Wochen präsentierte Elon Musk die erste funktionierende Neuralink-Version. Hierbei handelt es sich um ein Hirnimplantat, welches unter anderem Querschnittsgelähmten helfen soll. Doch die Vision geht weiter. So stellten Beschäftigte von Neuralink in Aussicht, dass mit der Technologie künftig sogar Erinnerungen gespeichert und wieder abgespielt werden könnten. Unterschiedliche Forscher kritisieren Neuralink.
Das Technologieunternehmen Neuralink wurde im Jahr 2016 gegründet. Dieses entwickelte ein gleichnamiges Gehirnimplantat, welches etwa 23 Millimeter groß und 8 Millimeter dick ist. An der Unterseite befinden sich 1.024 feine Elektroden, welche mit dem Hirngewebe verbunden sind. Diese wiederum sollen elektrische Potenziale auslesen oder das Gehirn mit elektrischen Impulsen stimulieren können. Vereinfacht ausgesprochen möchte das Tech-Startup Gehirne per Implantat mit Computern verbinden.
Besagtes Implantat wurde von den US-Forschern bereits mit dem Gehirn eines Schweines verknüpft. Die Auswahl auf jenes Tier sei nicht willkürlich erfolgt. Die Haut der Schweine ähnle der des Menschen, so ein Neuralink-Angestellter. Außerdem bewegen sich die Tiere viel, womit sich die Robustheit des Chips testen ließe, so seine Ausführung.
Seitenhieb von Elon Musk
Sogenannte Hirnschrittmacher, welche das Gehirn mit elektrischen Signalen stimulieren, sind bereits seit zwei Jahrzehnten in Gebrauch. Diese kommen unter anderem bei Parkinson-Patienten zum Einsatz. Geht es nach Musk, dann sind diese allerdings nicht zuverlässig. Neuralink soll dies ändern, so sein Narrativ. Und dies wohlgemerkt preisgünstig, „weil es im Grunde die gleichen Bauteile wie in Smartphones und Smartwatches sind“. Der Preis pro Operation könne sich auf wenige tausend Dollar belaufen. Dass es der schillernde Unternehmer ernst meint, zeigt ein Blick auf seine Expansionspläne. Momentan beschäftigt Neuralink etwa 100 Mitarbeiter. Langfristig sollen es mehr als 10.000 sein. Die Ziele sind durchaus hochgesteckt: Das Gehirnimplantat soll Unfallschäden rückgängig machen, Stumme sprechen lassen, Gelähmten die Kontrolle zurückgeben und weitaus mehr. Allerdings sind längst nicht alle überzeugt von den Plänen.
Kritik an Neuralink
Thomas Stieglitz, seines Zeichens Professor für Medizinische Mikrotechnik an der Albert-Ludwigs-Universität-Freiburg, lobt die raschen Fortschritte des US-amerikanischen Startups: „Ich bin beeindruckt, in welch kurzer Zeit Neuralink auf den aktuellen Stand der Technik gekommen ist“. Nur vier Jahre nach Gründung sei eine Schnittstelle entwickelt worden, die es mit bereits etablierten Systemen aufnehmen kann. Allerdings betont Stieglitz, dass die Messung der Signale im Gehirn eine Sache sei. Die große Herausforderung liege darin, die richtigen Daten zu finden und zu verwerten. Hierbei stehe die Forschung erst am Anfang. Zudem veröffentlichte das Unternehmen bis dato noch keine einzige von unabhängigen Forschern veröffentlichte Studie, was bereits mehrmals für Kritik sorgte.
Neurowissenschaftler Andrew Jackson ist der Auffassung, dass die Neuralink-Präsentation vielmehr ein Medienspektakel und ein „Neurowissenschaft-Theater“ gewesen sei. Die Heilung von Krankheiten und komplexe Steuerungen mittels Hirnimplantat seien noch meilenweit von der aktuellen Realität entfernt. Medien wie „The Next Web“ werfen Neuralink vor, keinen neuen Beitrag zu leisten, sondern lediglich altbekanntes Wissen aus der Neurochirurgie aufzuwärmen.
Noch scheint Zeit an Land gehen zu müssen, ehe Menschen von den Errungenschaften der Technologie profitieren können. Allerdings stellte Elon Musk bereits in der Vergangenheit unter Beweis, nicht nur ein Mann des Wortes, sondern auch der Tat zu sein. So gelang ihm mit dem Unternehmen SpaceX ebenfalls ein Technologie-Sprung. Ähnlich optimistisch äußerte sich – bei aller womöglich gerechtfertigten Kritik – auch Professor Stieglitz. Demnach sei in der Forschung jeder neue Ansatz willkommen, Neuralinks Technologie habe durchaus Potenzial.