Autonome Waffensysteme könnten künftig zu einem Problem werden. In einem Bericht für den Bundestag warnen Forscher vor den möglichen Auswirkungen. Gleichzeitig fordern sie von Politikern, das Thema verstärkt auf die Agenda zu setzen.
Die Digitalisierung mache auch vor dem militärischen Sektor nicht halt, wie die Autoren des Berichts im Vorwort konstatieren. Technologische Fortschritte in den Bereichen Robotik und Künstliche Intelligenz (KI) könnten fortan dazu führen, dass die Waffensysteme Angriffe ohne menschliches Zutun ausführen.
Was noch vor wenigen Jahren dem Genre der Science-Fiction vorbehalten war, rücke immer mehr in den Bereich des Möglichen. „Automatisierung und Autonomie werden bereits heute für eine breite Palette an Funktionen bei Waffensystemen genutzt. Dazu gehören die Suche und Identifizierung potenzieller Ziele mithilfe von Sensordaten, die Zielverfolgung, Priorisierung und Bestimmung des Zeitpunkts für den Angriff auf diese Ziele sowie die Steuerung für den Zielanflug„, wie es in dem Bericht heißt. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sei es allerdings so, dass die Angriffe durch einen menschlichen Kommandeur respektive Operator freigegeben werden.
Forscher besorgt
Ein autonomes Waffensystem (AWS) könnte die genannten Schritte selbstständig und ohne menschliches Zutun ausführen. Dies sei aus militärischer Hinsicht von Vorteil, weswegen zahlreiche Staaten bestrebt sind, die Forschung voranzutreiben.
Frank Flemisch vom Fraunhofer-Institut für Kommunikation bezeichnet autonom agierende Waffensysteme als disruptive Technik. Die Büchse der Pandora werde womöglich zu schnell geöffnet, so seine Befürchtung.
Gemäß dem Bericht sind die USA, Russland sowie China im Bereich autonomer Waffensysteme federführend. Hiermit könnten allerdings erhebliche Gefahren einhergehen, wie Johanna Polle, ihres Zeichens Wissenschaftlerin am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik (IFSH) betont. Es drohe ein neues Wettrüsten sowie eine zunehmende Beschleunigung der Kriegsführung.
Die Forscher halten eine internationale Regulierung für notwendig. Allerdings lehnen dies Staaten wie Russland und die USA ab. Auch Frankreich sowie Großbritannien sprachen sich bereits gegen eine Regulierung aus. Als einziges EU-Land setzte sich Österreich für ein Verbot der Waffensysteme ein.
Hohe Priorisierung durch politische Entscheidungsträger
Nicht zuletzt die USA messen der Künstlichen Intelligenz im militärischen Bereich eine herausragende Bedeutung bei, so das Fazit der Forscher. Das US-Verteidigungsministerium werde umfassende Investitionen vornehmen, um sich militärische Wettbewerbsvorteile zu sichern.
Die Komplexität der Waffensysteme berge diverse Fehlerpotenziale, so der Tenor des Berichts. Verwundbarkeiten gebe es einerseits durch technologische Störungen, andererseits durch System-Manipulation respektive Hacking. Konventionelle Waffensysteme seien zumeist „sehr viel ausfallsicherer konzipiert„, unter anderem weil menschliche Operateure im Falle von Fehlfunktionen noch manuelle Eingriffsmöglichkeiten hätten. Gemäß den Forschern sei es unvermeidlich, dass die Programme der autonomen Systeme „eine hohe Anzahl an Fehlern enthalten, deren Auswirkungen im Detail nicht abzusehen sind„.
Die Autoren des Berichts appellieren an die internationale Gemeinschaft, eine präventive Rüstungskontrolle zu etablieren. Gegenwärtig gebe es unterschiedliche Möglichkeiten, um die von den autonom agierenden Waffensystemen ausgehenden Gefahren zu verringern. Je weiter die Technologie allerdings fortschreite, desto schwerer durchführbar seien die Regulierungen.