Forschern der University of Cambridge gelang es, im Labor funktionsfähige Gallengänge aus menschlichen Gallenzellen zu züchten. Damit waren sie imstande, eine beschädigte und nicht transplantationsfähige Spenderleber zu reparieren. Schäden an den Gallengängen führen oft zu der Notwendigkeit einer Lebertransplantation.
Die Leber ist das wichtigste Organ für die Entgiftung des Körpers. Funktionseinschränkungen bergen erhebliche Risiken, für viele Patientinnen und Patienten ist die Lebertransplantation oft die einzige Behandlungsmöglichkeit. Das Problem: es werden deutlich mehr Spenderorgane benötigt, als gespendet werden. Gemäß „Organspende-Info“ warten dieser Tage alleine in Deutschland 850 Menschen auf eine Lebertransplantation. Nicht zuletzt aufgrund des Nachfrageüberhangs sind zahlreiche Forscher um Alternativen bemüht.
„Angesichts des chronischen Mangels an Spenderorganen ist es wichtig, nach Möglichkeiten zu suchen, geschädigte Organe zu reparieren oder sogar Alternativen zur Organtransplantation anzubieten„, so Sampaziotis von der University of Cambridge.
Land in Sicht
Bei ihrer Erhebung fügten die Forscher zunächst Schäden an den Gallengängen bei Mäusen herbei. Im Anschluss injizierten sie den Tieren die gezüchteten Organoide in die Gallengänge. Der Erfolg blieb nicht aus: Die unbehandelten Mäuse starben innerhalb weniger Wochen, während die Tiere mit den künstlichen Gallengängen die folgenden Monate – mit weitestgehend normaler Leberfunktion – überlebten. Die Wissenschaftler schlussfolgern hieraus, dass die Transplantationen die gesunden Zellen liefern, welche zur Reparatur und Heilung der akuten Verletzung erforderlich sind.
Zusätzlich arbeiteten sie mit menschlichen Spenderlebern, welche aufgrund beschädigter Gallengänge nicht tauglich für eine Transplantation waren. Analog zur Mäuse-Behandlung injizierten sie Organoide aus menschlichen Gallenzellen in die beschädigten Gallengänge. Auch hier konnte die Funktion wiederhergestellt werden.
Den Forscher zufolge konnte zum ersten Mal gezeigt werden, dass eine menschliche Leber mit gezüchteten Zellen aus dem Labor verbessert oder repariert werden kann. Allerdings müsse noch weiter untersucht werden, um die Sicherheit zu gewährleisten und die Realisierbarkeit zu testen. Allerdings bestehe Hoffnung, dass der Ansatz bereits in den kommenden Jahren auf die Klinik übertragen werden könne. Dies würde gleich zweierlei Vorteile mit sich bringen: einerseits Patienten eine Lebertransplantation zu ersparen, und andererseits mehr Organe für die Transplantation verfügbar zu machen.
Hohe Relevanz
Es gibt in etwa 100 verschiedene Lebererkrankungen, aktuellen Schätzungen zufolge sind in Deutschland etwa 5 Millionen Menschen von einer Krankheit betroffen. In den letzten Jahren hat sich die Krankheitslast in Europa nicht verbessert, im Gegenteil. Der gestiegene Alkoholkonsum und die Zunahme nicht-alkoholischer Fettlebererkrankungen sorgt für ein Plus an Krankheiten, so das Ärzteblatt. Die Kombination aus Übergewicht mit zu viel Bauchfett, Bluthochdruck sowie erhöhten Blutzucker- und Blutfettwerten gilt als besonders schlecht; bis zu 25 bis 30 Prozent der erwachsenen Deutschen leiden an einer Fettleber.
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