Die Erdöl- und Erdgas Förderung mittels Fracking ist umstritten, nicht zuletzt aufgrund der Folgen für die Umwelt. Nun berichten Wissenschaftler von erhöhter radioaktiver Strahlung rund um Bohrlöcher. Dies, so die Forscher, könne die Gesundheit von Anwohnern gefährden. Die Studie einer Gruppe um Petros Koutrakis von der Hardard-Universität Boston wurde im Fachmagazin „Nature Communications“ veröffentlicht.
Die Forscher stellten in der Umgebung von Fracking-Bohrlöchern in den USA erhöhte Werte radioaktiver Partikel fest. Einhundert zusätzliche Bohrlöcher im Abstand bis zwanzig Kilometer seien verbunden mit einem Anstieg von 0,024 Millibecquerel pro Kubikmeter Luft. Dieser Wert könne möglicherweise bereits zu gesundheitlichen Problemen führen, wie es in der Erhebung heißt. Gemäß den Zahlen führt auch die konventionelle Erdöl- und Erdgasförderung zu einem Anstieg der radioaktiven Partikel an der Oberfläche. Allerdings in einem deutlich geringeren Ausmaß. Bei der konventionellen Förderung liegt der Wert 0,004 Millibecquerel höher.
Die Wissenschaftler nutzten eine Datenbank, in welcher 1,5 Millionen Bohrlöcher verzeichnet sind sowie Daten von Radnet, einem US-Netzwerk zur Überwachung der Umweltstrahlung. In Rechenmodellen setzten die Studienautoren die Bohrlöcher unter Berücksichtigung der Windrichtung mit den Messwerten in Beziehung.
Wenig erforscht
„Der Einfluss von unkonventioneller Öl- und Gasförderung auf die Radioaktivität von Umgebungspartikeln ist noch nicht wirklich verstanden“, wie die Forscher schreiben. Bei dem Fracking wird Wasser mit hohem Druck in Gesteinsschichten gepresst, um Risse im Gestein zu erzeugen. Gegenüber der konventionellen Förderung von Erdöl- und Gas fallen deutlich größere Mengen Abwasser an. Umweltschützer kritisieren das Fracking daher bereits seit längerem. Die erhöhte Radioaktivität beim Fracking führen die Forscher vor allem auf die größeren Mengen Bohrkernmaterial sowie die hohen Abwassermengen zurück.
Der überregionale durchschnittliche Strahlungswert in der Luft beträgt 0,35 Millibecquerel pro Kubikmeter. Die Erhöhung der Strahlungswerte aufgrund von Fracking – dieser schlägt wie eingangs genannt mit 0,024 Millibecquerel zu Buche – mag auf den ersten Blick relativ gering erscheinen. Dennoch sind die Forscher der Auffassung, dass die Bevölkerung in der Nähe von Bohrlöchern akut betroffen sein könnte: „Partikelgebundene Radon-Zerfallsprodukte setzen nach dem Einatmen weiterhin ionisierende Strahlung frei und können daher selbst bei den in dieser Studie beobachteten Werten systematisch oxidativen Stress und Entzündungen auslösen“.
Langfristige Auswirkungen
Sofern die radioaktiven Luftpartikel eingeatmet werden, können diese sich in den Bronchien anreichen und dort Alphastrahlung in Form von geladenen Heliumkernen sowie Betastrahlung in Form von Elektronen abgeben. Während dies auf kurze Sicht zu Entzündungen führen kann, sei langfristig die Wahrscheinlichkeit für Krebs erhöht, so die Argumentation der Studienautoren.
In der Studie konnte ein signifikant statistischer Zusammenhang zwischen der gemessenen Radioaktivität sowie der Anzahl der Fracking-Anlagen ermittelt werden. Je mehr Anlagen es in den analysierten Regionen gab, desto höher die radioaktive Belastung in der Luft. Dies, so das Fazit, könne die Gesundheit der nahegelegenen Kommunen beeinträchtigen. Weitere Studiendurchführungen seien daher dringend anzuraten.