Während dem Filmschauen noch kurz die Mails überprüfen oder durch die neuesten Kommentare auf Twitter scrollen? Geht es nach Forschern der Stanford University, dann ist das keine gute Idee. In einer im Fachmagazin „Nature“ veröffentlichten Studie fanden sie heraus, dass Medien-Multitasking sowohl Aufmerksamkeit als auch Erinnerungsvermögen beeinträchtigen können.
Dabei scheint Multi-Tasking immer wichtiger zu werden. 74 Prozent der Deutschen berichten darüber, dass es in den letzten zwei Jahren zu einer Zunahme paralleler Arbeitsprozesse gekommen sei.
Die Stanford-Wissenschaftler verfolgten per Elektroenzephalografie (EEG) sowie Eye-Tracking die Aufmerksamkeit von Erwachsenen zwischen 18 und 26 Jahren. Diese bekamen unterschiedliche Bilder gezeigt. Nach einer zehnminütigen Pause wurden ihnen die Bilder erneut präsentiert. Im Anschluss wurden die Testpersonen danach befragt, ob sie die Bilder zuvor schon gesehen hatten. Menschen, die nach eigenen Aussagen eher zu Medien-Multitasking neigen, hatten die Bilder im Durchschnitt eher wieder vergessen.
Die EEG-Ergebnisse sowie die kleineren Pupillen zeigten, dass die Aufgabe von den zu Multi-Tasking neigenden Personen weniger aufmerksam erledigt wurde. „Wir fanden Hinweise darauf, dass die Fähigkeit, aufmerksam zu bleiben, den Zusammenhang von Medien-Multitasking und schlechtem Gedächtnis erklärt“, wie Studienautor Kevin Madore betont.
Kontroverse Befunde
Allerdings sei es nicht möglich, von einer Korrelation auf eine Kausalität zu schließen. Konkret könnte dies auch bedeuten, dass Menschen, welche sich von anderen digitalen Medien ablenken lassen, von Haus aus größere Probleme mit dem Fokussieren und einer zielgerichteten Aufmerksamkeit haben. Allerdings könne es durchaus sein, dass das Multi-Tasking die Aufmerksamkeitsspanne signifikant verschlechtert. Aufgrund dieser Hinweise sei es ratsam, Medien-Multitasking weitestgehend zu vermeiden.
Auch andere Studienautoren kamen in ihren Erhebungen zu dem Fazit, dass die Nutzung von digitalen Technologien einen signifikanten Einfluss auf das Gedächtnis haben kann. Der Google-Effekt besagt beispielsweise, dass Informationen schneller vergessen werden, wenn man der Meinung ist, dass auf die Information rasch im Internet zurückgegriffen werden kann.
Vorurteile widerlegt
Während sich die Mehrheit Multi-Taskingfähig wähnt, können neben mittelfristigen Verschlechterungen der Aufmerksamkeit auch unmittelbar Unterschiede festgestellt werden. Wissenschaftler des Instituts für Psychologie an der Technischen Hochschule Aachen konstatieren, dass Menschen unter Multitasking-Bedingungen schlechtere Leistungen erzielen: „Die Probanden haben mehr Fehler macht und sie waren langsamer“, wie es in der Studie heißt. Im selben Atemzug räumten die Forscher auch noch mit einem Vorurteil auf. So gebe es in puncto Multi-Taskingfähigkeiten keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern.
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