Unfälle im Straßenverkehr gehören zu den modernen Lebensrisiken. Eine neue Studie der University of Maryland untersucht, wie die Gestaltung der Straßenumgebung die Sicherheit beeinflussen kann. Mithilfe von künstlicher Intelligenz und Daten aus Google Street View analysierten die Forscher die Beziehung zwischen tödlichen Verkehrsunfällen und baulichen Elementen an den Unfallorten.
Bürgersteige als großer Sicherheitsfaktor
„Autounfälle sind die häufigste Todesursache bei jungen Menschen zwischen 5 und 29 Jahren. Daher ist es von entscheidender Bedeutung zu verstehen, wie die physische Umgebung tödliche Zusammenstöße erhöhen oder verringern kann und welche Gemeinden davon am meisten betroffen sind“, so Studienautor Dr. Quynh Nguyen in einer Mitteilung der Universität. Der Statistiker und Epidemiologe nutzt Technologien und Big Data-Quellen immer wieder, um diversen Herausforderungen für die öffentliche Gesundheit zu begegnen.
Seine neue Arbeit liefert eindeutige Ergebnisse: Mehr Grünflächen, Bürgersteige, Straßenlaternen und einspurige Straßen gehen mit einer geringeren Zahl an Unfällen einher. Besonders auffällig war der positive Effekt von Bürgersteigen, die die Anzahl von Unfällen um 70 % reduzierten. Für mehr Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer sorgten auch Straßenbeleuchtung und Stoppschilder. Umgekehrt wirkten sich Gebiete mit Straßenbauarbeiten nachteilig aus und führten zu mehr Kollisionen.
Für ihre Studie nutzten die Wissenschaftler eine innovative Methodik: Mithilfe von Google Street View und KI-Bildanalyse konnten sie auf großer Skala Straßenmerkmale an Unfallorten virtuell untersuchen. „Weil wir solch eine riesige Menge an Google Street View-Daten aus dem ganzen Land auswerten konnten, erhielten wir präzise Ergebnisse darüber, welche baulichen Elemente Autounfälle beeinflussen“, so Nguyen.
Neuer Forschungszweig eröffnet sich
Die Studie wurde im British Medical Journal of Injury Prevention veröffentlicht. Die Experten sehen in ihr einen Anstoß zu einem ganz neuen Forschungszweig, der Datenwissenschaft und KI für größere, effizientere und zeitgemäßere Untersuchungen im Bereich der öffentlichen Gesundheit nutzt. „Wir erleben einen Anstieg bei der Nutzung von Datenwissenschaft und KI, um solche Studien zu ermöglichen. Diese Forschung ist eine Demonstration, wie wir KI nutzen können, um die öffentliche Gesundheit zu verbessern – und wir wissen, dass noch viel mehr kommen wird.“
Die Wissenschaftler hoffen nun, dass ihre Arbeit Verkehrsplaner und Entscheidungsträger dazu anregt, die gebaute Umgebung stärker in den Fokus zu nehmen. „Viele der Probleme im Bereich der öffentlichen Gesundheit, mit denen Gemeinschaften konfrontiert sind, sind oft lösbar“, so Datenanalystin Xiaohe Yue. „Neue Technologien und der Zugang zu umfangreichen Datenquellen haben uns geholfen, Lösungen für einige der Probleme zu finden, die die Bevölkerung plagen.“
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