Unsere Ernährung hat Auswirkungen auf die Umwelt. Wie sehr, zeigt sich jetzt in einer neuen Untersuchung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Wenn jede Person ein Fünftel ihres Fleischkonsums durch fleischlose Alternativen ersetzen würde, könnte die weltweite Waldrodung um die Hälfte gesenkt werden, so die Analyse, die im Fachmagazin Nature veröffentlicht wurde.
Mikrobielles Protein als Fleischersatz
„Die Produktion und der Konsum von Nahrungsmitteln machen ein Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen aus, wobei die Produktion von Rindfleisch die größte Einzelquelle ist“, so Florian Humpenöder, Forscher am PIK und Hauptautor der Studie in einer Pressemitteilung des Instituts. Dazu komme, dass immer mehr Wälder für Weide- oder Ackerflächen gerodet werden. Das Problem: Die Wälder sind wichtige Kohlenstoffspeicher und helfen damit, die Treibhausgasemissionen abzubauen.
Ein vielversprechender Lösungsansatz: das sogenannte mikrobielle Protein. Es entsteht, ähnlich wie Bier oder Brot, durch Fermentation. Mikroben – winzig kleine Lebewesen – wandeln Pilzkulturen mithilfe von Zucker und konstanter Temperatur in Protein um. Die daraus hergestellte Fleischalternative ist proteinreich, nahrhaft und dem Geschmack sowie der Konsistenz des Rindfleischs sehr ähnlich.
Humpenöder zeigt einen großen Vorteil gegenüber der Produktion von Rindfleisch auf: Die Herstellung von mikrobiellem Protein erfordert viel weniger landwirtschaftliche Fläche. „Würde man Wiederkäuerfleisch, also primär Rind-, aber auch Schaf- und Ziegenfleisch durch mikrobielles Protein ersetzen, könnte man die künftigen Umweltschäden durch das Ernährungssystem erheblich verringern“, so der Forscher. „Die gute Nachricht ist: Die Menschen müssen keine Angst haben, dass sie in Zukunft nur noch Gemüse essen sollen. Sie können weiterhin Burger & Co. essen, nur werden die Burger-Pattys dann anders hergestellt“.
Steigender Fleischkonsum führt zu mehr Waldverlust
In ihrer Analyse haben die Forschenden herausgefunden, dass der pro-Kopf-Konsum von Rindfleisch bis 2050 nur um 20 % reduziert werden müsste, damit die jährliche Entwaldung und die CO₂-Emissionen halbiert werden könnten. Denn: je weniger Rinder, desto kleiner der Bedarf an Futter- und Weideflächen. Zusätzlich könnte der Methanausstoss der Rinder und die Lachgasemissionen, welche bei der Düngung von Futtermitteln oder der Güllewirtschaft entsteht, reduziert werden.
In der Studie haben die Klima-Wissenschaftler die Auswirkungen des gesamte Agrar- und Ernährungssystems auf die Umwelt untersucht und Zukunftsszenarien bis ins Jahr 2050 aufgestellt. Die Szenarien berücksichtigen das künftige Bevölkerungswachstum, die Nahrungsmittelnachfrage, die Ernährungsgewohnheiten sowie die Landnutzungs- und der Landwirtschaftsdynamik. Da angenommen wird, dass der Fleischkonsum in den kommenden Jahren wohl eher noch zu- als abnehmen wird, warnen die Forscher, dass immer mehr Wälder und nicht bewaldete Pflanzenreiche für Weide- und Ackerflächen verloren gehen. „Hackfleisch durch mikrobielles Protein zu ersetzen, wäre also ein guter Anfang, um die Umweltschäden der heutigen Rindfleischproduktion zu verringern“, so Humpenöder.
Bild von Comidacomafeto auf Pixabay