Eine neue Studie, die vergangene Woche im Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlicht wurde, hat ergeben, dass der Mensch für einen Rückgang von 49 % der Insekten in den global am stärksten betroffenen Regionen verantwortlich sein dürfte. In der vom University College London (UCL) durchgeführten Studie wurden Daten aus der ganzen Welt untersucht, um festzustellen, wie sich der Klimawandel und die intensive landwirtschaftliche Nutzung auf die Insektenpopulationen auswirken.
3/4 Millionen Daten von 20.000 Insekten
Die Forscher analysierten hierzu diverse Daten über die Abundanz, also die Dichte der Tierpopulationen, und den Artenreichtum von Insekten aus verschiedenen Regionen der Welt. Sie untersuchten eine dreiviertel Million Datensätze für fast 20.000 Insektenarten und verglichen deren Artenvielfalt in verschiedenen landwirtschaftlichen Regionen sowie das Ausmaß der historischen Klimaerwärmung, die jedes Gebiet erfahren hatte.
Hauptautor Dr. Charlie Outhwaite vom UCL Centre for Biodiversity & Environment Research äußerte sich in einem Beitrag der Universität: „Viele Insekten scheinen sehr empfindlich auf menschliche Einflüsse zu reagieren, was angesichts des sich verschärfenden Klimawandels und der weiteren Ausdehnung der landwirtschaftlichen Nutzflächen besorgniserregend ist. Unsere Ergebnisse unterstreichen die Dringlichkeit von Maßnahmen zur Erhaltung natürlicher Lebensräume, zur Verlangsamung der Ausdehnung der intensiven Landwirtschaft und zur Verringerung der Emissionen, um den Klimawandel abzumildern“.
Ergebnisse womöglich lediglich „Spitze des Eisbergs“
In ihrer Studie haben die Wissenschaftler so einen direkten Zusammenhang zwischen menschlicher Landwirtschaft und dem Rückgang der Artenvielfalt von Insekten in bestimmten Gebieten festgestellt. Sie entdeckten, dass die historische Klimaerwärmung und der Ackerbau gewissermaßen zusammenwirken und so einen negativen Einfluss auf die Insektengemeinschaften ausüben, insbesondere in tropischen Regionen.
In der Untersuchung konnten die Biologen aufzeigen, dass in Landschaften, in denen ein hoher Prozentsatz an natürlichem Lebensraum vorhanden ist, die Abundanz und der generelle Reichtum an Insekten um 7 % bzw. 5 % zurückgehen. In Landschaften, in denen weniger natürlicher Lebensraum zur Verfügung steht, sind die Rückgänge dagegen mit 63% und 61% deutlich gravierender.
„Unsere Ergebnisse stellen möglicherweise nur die Spitze des Eisbergs dar, da es in einigen Gebieten nur begrenzte Belege gibt, insbesondere in den Tropen, wo wir in den am stärksten betroffenen Gebieten einen recht starken Rückgang der Artenvielfalt von Insekten festgestellt haben“, so Outhwaite.
Auswirkungen auf den Menschen denkbar
Diese Ergebnisse sind zwar besorgniserregend, aber sie zeigen auch, wie wichtig es ist, natürliche Lebensräume zu erhalten, um einige der negativen Auswirkungen des Klimawandels auf die Artenvielfalt abzumildern.
Letztlich unterstreiche die Studie die Notwendigkeit verstärkter Schutzbemühungen, um vom Aussterben bedrohte Insektenarten zu schützen, doch auch um negative Konsequenzen für den Menschen selbst zu reduzieren. „Der Verlust von Insektenpopulationen könnte nicht nur der natürlichen Umwelt schaden, in der Insekten oft eine Schlüsselrolle in lokalen Ökosystemen spielen, sondern auch der menschlichen Gesundheit und der Ernährungssicherheit, insbesondere durch den Verlust von Bestäubern“, so Outhwaite weiter.