Mikroplastik schwimmt in den Meeren, befindet sich in Hygieneartikeln und gelangt aufgrund seiner extremen Verbreitung sogar in unser Essen. Unklar bleibt, welche Auswirkungen die mikroskopisch kleinen Teilchen auf den menschlichen Körper haben können. Eine Gruppe aus Medizinern und Forschern der medizinischen Universität Wien machte es sich entsprechend zur Aufgabe, den Weg des Mikroplastiks zurückzuverfolgen.
Durch den Mund in das Gehirn – in nur zwei Stunden
„Menschen sind kontinuierlich polymeren Materialien wie Textilien, Autoreifen und Verpackungen ausgesetzt. Leider verschmutzen ihre zerfallenden Produkte unsere Umwelt, was zu einer weit verbreiteten Kontamination mit Mikro- und Nanoplastik (MNP) führt“, berichten die Forscher um Studienleiterin Verena Kopatz im Fachmagazin Nanomaterials.
Um herauszufinden, ob und wie sich das Mikroplastik in einem Organismus bewegt, machten die Forscher einige simple Tests mit Mäusen. Dafür verabreichten sie den Tieren mikroskopisch kleine Plastikteilchen in drei verschiedenen Größen. Um die Teile später wieder finden zu können, wurden sie im Vorfeld mit verschiedenen Fluoreszenzmarkern gekennzeichnet.
Die Wissenschaftler stellten hierbei einen besonders schnellen Transport der Teilchen fest: „Zu unserer Überraschung beobachteten wir die grünen Fluoreszenzsignale der kleinsten Mikroplastik-Partikel schon zwei Stunden später im Gehirn der Tiere. Das deutet darauf hin, dass Polystyrol-Nanoplastik die Darmbarriere und die Blut-Hirn-Schranke in relativ kurzer Zeit durchdringen kann.“
Cholesterin macht den Durchbruch möglich
Bei den Untersuchungen war zu beobachten, dass die Teilchen der Größe nach sortiert im Gehirn der Tiere ankamen. Die Partikel, die größer als ein Mikrometer waren, konnten die Barriere zwischen Hirn und Blutbahn nicht durchbrechen.
Dieser Schutz verhindert normalerweise, dass Giftstoffe oder Fremdkörper in den Körper eintreten können. Während die Größe der Teilchen für den Umgang der Schranke zentral ausschlaggebend sein dürfte, könnte auch ein körpereigener Stoff dazu führen, dass dieser wichtige Schutz umgangen werden kann. Denn die Teilchen, die cholesterinhaltige Moleküle besaßen, hatten in einer Computersimulation mehrfach einen Weg gefunden, die Proteine der Schutzhülle zu überwinden.
Die Forschungsgruppe ruft nun dazu auf, vermehrt auf die Gefahren hinzuweisen, die von Mikroplastik ausgehen. Weitere Untersuchungen sollen analysieren, was die Teilchen möglicherweise im Gehirn oder an anderen Stellen im Körper anrichten können.