In mehr als 50 Ländern ist die Nahrungsversorgung ein ernstzunehmendes Problem. Dies geht aus dem Welthunger-Index hervor, welcher am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Demnach hat der Tschad derzeit mit den größten Herausforderungen zu kämpfen. Doch auch in Syrien sowie im Jemen gebe es große Versorgungsengpässe. Fortschritte im Kampf gegen den Hunger gibt es indes unter anderem in Äthiopien, Kamerun sowie Nepal.
Nach wie vor ist die Lage auf dem afrikanischen Kontinent am bedenklichsten. Von den insgesamt 54 anerkannten Staaten gibt es der jüngst veröffentlichten Erhebung zufolge in 34 Staaten Probleme mit der Nahrungsversorgung. Bundesentwicklungsminister Müller bezeichnet die Situation als einen Skandal. Eine Welt ohne Hunger sei problemlos möglich, da man bereits über das Wissen und die Technologie hierfür verfüge. Der Planet könne zehn Milliarden Menschen ernähren, so seine Ausführung. Vielmehr fehle es am politischen Willen.
Kampf gegen Hunger mit Friedensnobelpreis geehrt
In der vergangenen Woche wurde dem Welternährungsprogramm der UN die Ehre zuteil, den Friedensnobelpreis entgegennehmen zu dürfen. Das Nobelpreis-Komitee lobte das Programm „für seine Anstrengungen zur Bekämpfung von Hunger auf der Welt sowie für seinen Beitrag, die Bedingungen für Frieden in Konflikt-Regionen zu verbessern und seinen Einsatz als treibende Kraft zu verhindern, dass Hunger als Waffe in Krieg und Konflikt eingesetzt wird“.
Die UNO betonte, dass die Covid19-Pandemie die Nahrungsversorgung in zahlreichen Staaten verschlechtern könnte. Die Zahl der Hungernden könnte auf bis zu 820 Millionen Menschen ansteigen.
Im Gegensatz zu Entscheidungen in der Vergangenheit wird die Vergabe des diesjährigen Friedensnobelpreises verhältnismäßig wenig kritisiert. Und doch äußern Einzelne auch Bedenken. So berichtet die „Süddeutsche Zeitung“, dass das Welternährungsprogramm nicht nur Probleme löse, sondern auch neue schaffe. Demnach werde durch Hilfen mitunter verhindert, dass funktionierende Märkte entstehen. Die „Arbeit, Menschen zu retten, stärkt in vielen Fällen auch jene, die als Kriegstreiber ihre Macht weiter festigen wollen“, wie es dort heißt.
Bedenkliche Entwicklung
Weltweit hat etwa jeder neunte Mensch nicht genug zu essen. Dem Index zufolge nahm die Zahl der Hungernden lange in vielen Teilen der Welt ab. Von 2005 bis 2013 sank die Anzahl der Hungernden von 926 auf 775 Millionen. Seit dem Jahr 2014 wiederum steigt die Anzahl stetig. Hierfür seien unterschiedliche Entwicklungen verantwortlich.
Zum einen konstatieren die Forscher, dass klimabedingte Katastrophen wie Dürren und Überschwemmungen zunehmen, wodurch zunehmend Ernten ausfallen. Zum anderen wächst die Anzahl der Konflikte, was zu einer Verschärfung der ohnehin schon angespannten Lage führe. Krisenstaaten wie Jemen, Südsudan, Somalia und Nigeria waren die letzten Jahre besonders stark von Hungersnöten betroffen. Insgesamt lebt mehr als die Hälfte der Hungernden in Konfliktgebieten.
Ungeachtet der prekären gegenwärtigen Situationen sind die Vereinten Nationen bestrebt, Hungersnöte bis zum Jahr 2030 vollends zu beseitigen. Dies geht aus den nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) der supranationalen Organisation hervor. Noch scheint das Ziel allerdings in weiter Ferne zu liegen. Gemäß Zahlen der Welthungerhilfe stirbt alle 10 Sekunden ein Kind unter 5 Jahren an den Folgen von Hunger.